Über 70 Teilnehmer beim ersten Jahrestreffen der Seniorexperten Chemie; interessante Vorträge und intensive Diskussionen gepaart mit Wiedersehensfreude. Drei belebende Konferenztage für Jung und Alt. Gibt es eine Fortsetzung?
Elfter Elfter, Start des Karnevals, der fünften Jahreszeit? Für die Seniorexperten Chemie der GDCh war es der Start für das erste Jahrestreffen, das vom 11. bis 13. November 2007 in Steinheim bei Hanau in der historischen Zehntscheune stattfand. Damit fanden die im Oktober 2006 initiierten Aktivitäten der GDCh-Mitglieder, die nicht mehr oder nicht mehr voll im Berufsleben stehen, einen vorläufigen Höhepunkt: Aber nur, um mit Schwung und Engagement auch in das nächste Jahr zu gehen.
Das unter der Leitung von Prof. Heribert Offermanns zusammengestellte Vortragsprogramm war der Grundstein für kurzweilige Tagungstage. Dabei zeichneten sich nicht nur die Themen der Tagung, sondern auch die von den eingeladenen Sprechern vorgetragenen Inhalte durch die Breite aus, die heute den GDCh-Ortsverbandskolloquien häufig fehlen. Egal, ob es um die Grundlagen der Nanotechnologie ging (Prof. Horst Hahn, Forschungszentrum Karlsruhe), die Nanotechnologie in der Medizin (Prof. Helmut Ringsdorf), die deutsche Biotechnologie-Industrie (Prof. Axel Kleemann), die Chemie des Alterns (Prof. Gerhard Spiteller) oder die Frage, ob und welche Gefahren aus dem Verzehr gentechnischer Lebensmittel entstehen (Prof. Dieter Jany, Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel), die Zuhörer folgten mit hohem Interesse den gesellschaftlich relevanten Ausführungen. Die exzellenten Vortragenden trugen ein Übriges dazu bei, dass die Zeit für die Diskussion kaum reichte.
Von besonderem Interesse war das Thema Klimawandel. Prof. Christian-Dietrich Schönwiese, bekannter Buchautor, faszinierte mit der Klarheit seiner Ausführungen. „Alternativen zu Öl und Gas als Energie- und Chemierohstoffe der Zukunft" war dann sogleich auch das Thema der anschließenden Podiumsdiskussion, die durch Dr. Herrmann Pütter, ehemals BASF und heute GDCh-Beauftragter für Energiefragen, Dr. Winfried Hoffmann, Geschäftsführer von Applied Materials und Präsident der European Photovoltaic IndustryAssociation, Prof. Jürgen O. Metzger aus Oldenburg („Wöhlerpreis für Ressourcenschonende Prozesse) sowie Dr. Ludwig Lindner (Bürger für Technik) ergänzt wurde. Der Meinungsaustausch war kontrovers und ein allgemeiner Konsens war an diesem Tage nicht zu finden. Der lebendige Diskurs war jedoch ohne Zweifel ein von allen getragener Erfolg der Konferenz und die Gespräche setzten sich beim Abendessen fort.
Abgerundet wurde das Programm durch die Einblicke von Ludwig Lindner in das Engagement der Bürger für Technik in Marl und Dr. Wolfgang Gerhartz, der in die internetbasierte Datenbank der Seniorexperten Chemie einführte. Die Datenbank der SECs bietet allen interessierten Senioren die Möglichkeit ein Wissens- und Erfahrungsprofil anzulegen, um mit Gleichinteressierten und Netzwerkpartnern in Kontakt zu treten.
Den Abschluss des Jahrestreffens bildete ein Gespräch mit Geschäftsführer Wolfram Koch. Die offene Diskussion brachte es auf den Punkt: Die Senioren wollen ihren Beitrag für eine stärkere Einbindung in die Belange der GDCh leisten. Gleichzeitig muss aber auch strukturell der Weg geebnet werden, um die wachsende Gemeinschaft der über 60-jährigen besser in die Gremien der GDCh einzubinden.
Am Eröffnungsabend zog Prof. Hans-Gert Bachmann alle mit seinem Vortrag „Der Mythos des Goldes" in den Bann. Unter den Teilnehmern der Tagung waren auch drei goldene GDCh-Mitglieder mit mehr als über 50 Jahren treuer Mitgliedschaft. War Steinheim 2007 auch der Start für einen goldenen Weg der GDCh in ein generationenübergreifendes Miteinander?
Holger Bengs, Steinheim
(Aus Nachr. Chem. 2008, 56, 203-204)
zuletzt geändert am: 03.03.2021 12:49 Uhr von W.Gerhartz