Die GDCh-Fachgruppe Elektrochemie verleiht seit ihrem 25-jährigen Jubiläum im Jahr 1985 in der Regel jährlich den Förderpreis Elektrochemie an eine Person des wissenschaftlichen Nachwuchses für eine herausragende Dissertation, Abschlussarbeit oder wissenschaftliche Veröffentlichung. Die Auszeichnung ist verbunden mit einer Verleihungsurkunde und einem von der BASF gestifteten Preisgeld in Höhe von 1000 Euro.
Der Preis ist aktuell nicht ausgeschrieben.
Der von der BASF SE gestiftete Förderpreis wurde anlässlich der Tagung Electrochemistry 2024 an Dr. Alexander Gunnarson verliehen in Würdigung seiner herausragenden, am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim angefertigten Dissertation mit dem Titel: „Synthesis and Evaluation of Nanostructured Electrocatalysts for Proton Exchange Membrane Fuel Cells“
"Dr. Gunnarson untersuchte in seinen Arbeiten graphitische Hohlkugeln und graphitische mesoporöse Vollkugeln als Trägermaterialien für Kata-lysatoren für die Oxygen Reduction Reaction (ORR) in Brennstoffzellen. Der Fokus der Arbeit lag auf der Optimierung des Herstellungsprozesses dieser Trägermaterialien sowie auf Untersuchungen zur Stabilität und zu Transporteffekten in der Katalysatorschicht. Neben der Erarbeitung eines grundlegenden Verständnisses der Struktur-Performance-Beziehungen für die ORR behielt Dr. Gunnarson auch die Anwendung im Blick und entwickelte eine skalierbare Syntheseroute. Dr. Gunnarsons Arbeit deckt eindrucksvoll eine Fülle von Aspekten rund um die Verwendung graphitischer Trägermaterialen für Elektrokatalysa-toren ab. Zudem sind die in mehreren Kooperationen erarbeiteten Ergebnisse ein her-ausragendes Beispiel für Vernetzung in der Wissenschaft.
Der von der BASF SE gestiftete Förderpreis wurde anlässlich des GDCh-Wissenschaftsforums Chemie in Leipzig an Dr. Marvin Cronau verliehen in Würdigung seiner herausragenden, an der Philipps-Universität Marburg angefertigten Dissertation mit dem Titel: „Synthese, Charakterisierung und Optimierung neuer Materialien für die Anwendung in leistungsstarken Lithiumionen- und Lithiumfestkörperbatterien“
"Dr. Cronau untersuchte zum einen die Optimierung der Energiedichte von Lithiumionenbatterien durch größere Schichtdicken der Elektroden. Verschiedene Parameter für die daraus resultierende notwendige Reduzierung des Zellwiderstandes wurden bewertet. Im zweiten Teil seiner Arbeit, der besonders hervorzuheben ist, beschäftigte sich Dr. Cronau mit Lithiumfestkörperbatterien. Hier ist es ihm gelungen, die Abhängigkeit der ionischen Leitfähigkeit sulfidischer Festelektrolyte vom Fabrikationsdruck der Probe und vom Messdruck aufzudecken und nachzuweisen. Die dabei festgestellten, bisher unbekannten qualitativen Unterschiede in der Druckabhängigkeit der Ionenleitfähigkeit bei amorphen und glaskeramischen Proben im Vergleich zu mikrokristallinen Proben, haben eine große Bedeutung für die Weiterentwicklung dieses Batterietyps. Darüber hinaus können seine Erkenntnisse zu einer besseren Vergleichbarkeit publizierter ionischer Leitfähigkeiten beitragen. Zusätzlich zu den hervorragenden wissenschaftlichen Ergebnissen, die in diese äußerst klare und mit sehr guten Grafiken versehene Dissertation einflossen, berücksichtigte Dr. Cronau auch die Einordnung seiner Forschung für die großtechnische Anwendung."
Der Förderpreis wurde anlässlich der Tagung Electrochemistry 2022 in Berlin an Dr. Matthäus Siebenhofer verliehen in Würdigung seiner herausragenden, an der Technischen Universität Wien angefertigten Dissertation mit dem Titel: „Investigating Point Defect Concentrations and Their Impact on Surface Exchange Reaction Rates of Mixed Ionic and Electronic Conductors“.
"Das Verständnis der Sauerstoffaustauschreaktion an der Oberfläche gemischt ionisch und elektronisch leitender Oxide wie Lanthan-Strontium-Kobaltoxid oder Strontium-Titanoxid ist essenziell für deren Weiterentwicklung für Festoxidbrennstoffzellen, Sensoren und Kondensatoren. Durch Einführung einer neuen Methode, der in-situ-Impedanzspektroskopie während gepulster Laserdeposition, können Oxiddünnschichten direkt nach ihrer Abscheidung untersucht werden. Dr. Siebenhofer konnte erstmals nachweisen, dass diese anfangs erheblich austauschaktiver sind als bislang bekannt, dann aber einer schnellen Degradation durch eine Bedeckung mit Schwefel-Adsorbaten unterliegen. Der neue experimentelle Ansatz gestattete es, konzentrationsunabhängige Aktivierungsenergien für den Sauerstoffein- und -ausbau zu bestimmen. Zusammen mit defektchemischen Modellrechnungen konnte damit ein Mechanismus für die Sauerstoffaustauschreaktion von Gemischtleitern abgeleitet und validiert werden. Er demonstrierte weiterhin eindrucksvoll, wie die Sauerstoffstöchiometrie des Strontium-Titan-Oxids bereits durch das UV-Licht der Plasmafackel während der gepulsten Laserabscheidung beeinflusst wird."
Der Förderpreis wurde Dr. Johannes Ludwig Röckl verliehen in Würdigung seiner im Arbeitskreis von Prof. Dr. Siegfried Waldvogel an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz angefertigten Publikation: „Merging shuttle reactions and paired electrolysis for reversible vicinal dihalogenations“.
"Vicinale Dibromide und Dichloride finden breite Anwendung als Flammschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel, Polymere und Pharmazeutika; ihre effiziente Gewinnung ohne den Einsatz hochreaktiver und korrosiver Halogenierungsreagenzien war bisher nicht erfolgreich. Erst die geschickte Kombination von Elektrochemie und Synthese erzielte einen Durchbruch. Die von Herrn Röckl entwickelte elektrochemische Reduktion aliphatischer Polyhalogenverbindungen mit nachfolgender anodischer Oxidation des freigesetzten Halogenids und dessen Addition an Doppelbindungen ist ein neues Konzept mit breiten Anwendungs-möglichkeiten. Herr Röckl zeigt mit seinem „E-Shuttle“-Ansatz, wie Deponierückstände des toxischen Insektizids Lindan zur Herstellung neuer Wertprodukte eingesetzt werden können. Klassische energieintensive und technisch aufwändige Abbauprozesse können durch das neue Verfahren ersetzt werden. Herr Röckl leistet mit seinen Arbeiten einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen, strombasierten Chemie, die zur Beseitigung persistenter industrieller Altlasten beitragen kann."
Der Förderpreis wurde Tobias Löffler in Würdigung seiner im Februar 2020 in der Zeitschrift Angewandte Chemie International Edition erschienenen Publikation mit dem Titel: „Design of Complex Solid-Solution Electrocatalysts by Correlating Configuration, Adsorption Energy Distribution Patterns, and Activity Curves" verliehen.
Hochentropielegierungen, in denen fünf oder mehr Elemente in einem komplexen einphasigen Mischkristall vorliegen, bilden eine Vielzahl an Kombinationen elektrokatalytisch aktiver Zentren, die die Limitierungen von Katalysatorkombinationen einzelner Elemente überwinden. Tobias Löffler entwickelte ein Konzept, das die Zusammensetzung eines Mischkristalls mit dem Verteilungsmuster von Adsorptionsener-gien korreliert und so die Ableitung elektrochemischer Aktivitätskurven ermöglicht. Das Konzept wurde durch die Untersuchung der Sauerstoffreduktion unter alkalischen Bedingungen als Modellreaktion an ausgewählten Katalysatorkombinationen verifiziert. Damit ist es auch möglich, den hohen Screening-Aufwand von Katalysatoren auf die Auswahl sinnvoller Elementkonfigurationen zu beschränken. Die Arbeit trägt zum Verständnisgewinn bei und verringert den künftigen experimentellen Aufwand für die Synthese und Ausprüfung von Elektrokatalysatoren für die verschiedenen Anwendungen der vielversprechenden Substanzklasse der Hochentropielegierungen.
Der Förderpreis wurde Dr. Philip Heinrich Reinsberg für seine herausragenden Dissertationen mit dem Thema: "On the Influence of Cations in Non-Aqueous Electrochemistry" anlässlich der Jahrestagung 2019 im Rahmen des GDCh-Wissenschaftsforums in Aachen verliehen.
In seiner Arbeit untersuchte Philip Reinsberg den Einfluss von Alkali- und Erdalkali-Ionen auf die Sauerstoffreduktion in aprotischen Lösungsmitteln. Der Einfluss der Ionen auf den Reaktionsmechanismus sowie die Selektivität der gebildeten Produkte an verschiedenen Elektrodenmaterialien wird durch das Konzept der Akzeptorzahl des Kations allgemeingültig für mono- und sogar divalente Ionen beschrieben. Das Konzept basiert auf experimentellen Ergebnissen gewonnen durch eine elegante Kombination von verschiedensten elektrochemischen Methoden mit modernen Charakterisierungstechniken, zum Beispiel der oberflächenverstärkten Infrarotspektroskopie. Seine Arbeit eröffnet einen Zugang zum tieferen Verständnis von Vorgängen in Metall-Luft-Batterien, besonders zu den Möglichkeiten – aber auch Grenzen – der Erdalkali-Luft-Systeme, die aufgrund der zugänglichen hohen Energiedichten und der guten Rohstoffverfügbarkeit künftig eine Alternative zu den verbreiteten Lithium-Ionen-Batterien sein können.
2024 | Dr. Alexander Gunnarson | Electrochemistry 2024 (Braunschweig) |
2023 | Dr. Marvin Cronau | GDCh-Wissenschaftsforum Chemie 2023 in Leipzig |
2022 | Dr. Matthäus Siebenhofer | Electrochemistry 2022 (Berlin) |
2021 | Dr. Johannes Ludwig Röckl | GDCh-Wissenschaftsforum Chemie 2021 (online) |
2020 | Tobias Löffler | Electrochemistry Undercover 2020 (online) |
2019 | Dr. Philip Heinrich Reinsberg | GDCh-Wissenschaftsforum Chemie 2019 (Aachen) |
2018 | Dr. Simon Geiger, Erlangen-Nürnberg | Electrochemistry 2018 (Ulm) |
2017 | Johannes Wandt, München | GDCh-Wissenschaftsforum Chemie 2017 (Berlin) |
2016 | Dr. Heinz Bülter, Oldenburg | Electrochemistry 2016 (Goslar) |
2015 | Dr. Karin Kleiner, Karlsruhe | Jahrestagung 2015 (Dresden) |
2014 | Dr. Pascal Hartmann, Gießen | Electrochemistry 2014 (Mainz) |
2013 | Dr. Andreas Lesch, Oldenburg Angel A. Topalov, Düsseldorf | Jahrestagung 2013 (Darmstadt) |
2012 | Dr. Susanne Zils, Darmstadt Dr. KristinaTschulik, Dresden | Electrochemistry 2012 (München) |
2011 | Dr. Jörn Kulisch, Karlsruhe Alexander Opitz, Wien Germán José Soldano, Ulm | Jahrestagung 2011 (Bremen) |
2010 | Dr. Sascha E. Pust, Odenbug | Electrochemistry 2010 (Bochum) |
2009 | Dr. Falk Harnisch, Greifswald | Jahrestagung 2009 (Frankfurt) |
2007 | Dr. Itamar Malkowsky, Mannheim | Jahrestagung 2007 (Ulm) |
2005 | Dr. Stephan Lütz, Jülich | Jahrestagung 2005 (Düsseldorf) |
2003 | Dr. Stefanie Meier, Münster | Jahrestagung 2003 (München) |
1999 | Dipl.-Chem. Andreas Vogel, Düsseldorf | Jahrestagung 1999 (Freiberg) |
1997 | Dr. Martin Winter, Graz | Jahrestagung 1997 (Wien) |
1994 | Dr. Udo Schmiemann, Bonn | Jahrestagung 1994 (Dresden) |
1991 | Dipl.-Phys. Klaus Rühling, Kassel | Jahrestagung 1991 (Ludwigshafen) |
1989 | Dr. Thomas Pienemann, Hamburg | Jahrestagung 1989 (Stuttgart) |
1987 | Dr. Lothar Elfenthal, Düsseldorf | Jahrestagung 1987 (Frankfurt am Main) |
1985 | Dr. Johannes Willsau, Bonn | Jahrestagung 1985 (Düsseldorf) |
zuletzt geändert am: 08.11.2024 18:30 Uhr von C.Kniep