Die Fachgruppe Bauchemie der Gesellschaft Deutscher Chemiker verleiht in unregelmäßigen Abständen die Hans-Kühl-Medaille an Persönlichkeiten,
Der Chemiker Prof. Dr. phil. Hans Kühl (1879 – 1969) war ein Pionier der Zementchemie und Baustofftechnologie. Der Fachgruppenvorstand wählte ihn auf Grund seiner richtungweisenden wissenschaftlichen Arbeiten und seiner vorbildlichen Persönlichkeit als Namensgeber für den Preis. Im folgenden werden Leben, Werk und Persönlichkeit dieses Nestors der Zement- und Silikatchemie geschildert.
Prof. Hans Kühl wurde am 11. Februar 1879 als Sohn eines Landwirtes in Karls¬burg (Schleswig-Holstein) geboren. Nach Absolvierung des Realgymnasiums in Flensburg im Jahre 1898 widmete er sich dem Studium der Chemie an den Universitäten Freiburg, Kiel und Leipzig. Dort zogen ihn die Vorlesungen und Arbeiten der Physikochemiker Wilhelm Ostwald und Max Bodenstein, als deren Schüler er sich zeitlebens empfand, besonders in Bann. 1903 promovierte er zum Dr. phil. mit einer Dissertation über die Kinetik des Kohlenoxydknallgases mit dem Prädikat „summa cum laude".
Entscheidend für sein der Zementindustrie gewidmetes Leben war nach einer Assistentenzeit bei Bodenstein sein Eintritt in die Chemisch-Technische Versuchsanstalt von Dr. Hermann Passow (ein neben Michaelis und Schott damals weithin bekannter Zementfachmann) in Blankenese (1905). Kühl machte dort seine erste Erfindung, indem er Zement aus Hochofenschlacke herstellte. 1907 wechselt der erst 28jährige Kühl nach Berlin-Lichterfelde und übernimmt dort das berühmte Zement- ¬und Mörteltechnische Institut von Dr. Wilhelm Michaelis, dem bedeutendsten deutschen Zementtechnologen der damaligen Zeit.
Wissenschaftler und Praktiker
Im Jahre 1922 wird das Lichterfelder Institut der Technischen Hochschule Berlin angegliedert. Kühl wird Dozent an der Technischen Hochschule Berlin und im Jahre 1925 Honorarprofessor. Hier wirkt er fortan als weit über die Grenzen bekannter Lehrer und Forscher der Zementchemie. Marksteine seiner wissenschaftlichen Arbeit sind die Einführung der Begriffe „Silikat-" und „Tonerdemodul" im Jahre 1913 bzw. 1926. Sein „Kalkstandard" (1933) setzt dem empirischen „Hydraulischen Modul" von Michaelis die wissenschaftlich exakt berechnete Kalkmenge entgegen, welche die Hydraulefaktoren binden können. 1924 erfindet Kühl den Bauxitland-Zement (auch „Kühl“-Zement genannt) und beschäftigt sich mit Problemen der Mahlfeinheit. Von seinen zahlreichen Patenten seien nur die zur Herstellung von Sulfathüttenzement (1909) und zum Einbringen von Schlamm in Drehöfen (1911) genannt. Im Laufe der Jahrzehnte entstehen über 400 technisch-wissenschaftliche Veröffentlichungen in deutscher, englischer, französischer, italienischer, russischer und spanischer Sprache, Zeugen seiner umfassenden Forschungsarbeit und seines nie ermüdenden Fleißes. Neben themenspezifischen Arbeiten veröffentlicht Kühl immer wieder ausführliche Übersichtsartikel, die den damaligen Kenntnisstand zu
Charakterisierung der Rohmehlzusammensetzung von Zement nach Hans Kühl
fundamentalen Aspekten der Zement- und Baustofftechnologie beschreiben und Zusammenhänge aufzeigen. Darin wird nicht nur der ausgezeichnete Fachmann, sondern auch der begnadete Lehrer Kühl sichtbar. Beispiele sind die Artikel „Grundsätzliches und Geschichtliches zur Erhärtungstheorie der Mörtelstoffe“ und „50 Jahre Zementchemie in Theorie und Praxis“, beide 1951 in der Zeitschrift „Silikattechnik“ erschienen.
Text: Prof. Dr. Johann Plank
Die Hans-Kühl-Medaille wird Dr. Gerhard Albrecht (Kobe, Japan) verliehen in Würdigung seiner herausragenden Leistung bei der Entwicklung hochinnovativer Betonzusatzmittel, darunter die Vinylether-basierten PCEs, die ein weltweites Alleinstellungsmerkmal der BASF darstellen, sowie eines völlig neuartigen Zementbeschleunigers (C-S-H-PCE) basierend auf «nucleation seeding». Derartige Zusatzmittel werden bei der Einführung und Verbreitung CO2-reduzierter Zemente künftig eine entscheidende und herausragende Rolle spielen. Als langjähriger Leiter der zentralen Entwicklung für Betonzusatzmittel bei SKW/Degussa/BASF hat Dr. Albrecht mit wesentlichen Erfindungen und Patenten die weltweite Betontechnologie entscheidend beeinflusst und in neue Dimensionen geführt.
Dr. Tsuyoshi Hirata
Nippon Shokubai, Japan
Erfindung von PCE Fließmittel
Dr. Hugo Rietveld
Energy Research Foundation ECN, The Netherlands
Verfeinerungsstrategien von Röntgen- und Neutronendaten
Prof. Dr. Wolfgang Wieker
GNF e.V., Berlin
Grundlegende Forschungsarbeiten zur Bauchemie
Dr. Michael Roth
Wacker Chemie, Burghausen
Erfindung der Silikonharzfarben und Hydrophobierungsmittel
Jahr | Thema | Preisträger |
---|---|---|
2020 | Entwicklung hochinnovativer Betonzusatzmittel | Dr. Gerhard Albrecht , Kobe, Japan |
2013 | Erfindung PCE Fließmittel | Dr. Tsuyoshi Hirata, Nippon Shokubai, Japan |
2010 | Verfeinerungsstrategien von Röntgen- und Neutronendaten | Dr. Hugo Rietveld, Energy Research Foundation ECN, The Netherlands |
2006 | Grundlegende Forschungsarbeiten zur Bauchemie | Prof. Dr. Wolfgang Wieker, GNF e.V., Berlin |
2005 | Grundlegende Forschungsarbeiten zur Bauchemie | Prof. Dr. Otto Henning, Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar Prof. Dr. Dietbert Knöfel, Universität Siegen |
2004 | Erfindung von Silikonharzfarben und Hydrophobierungsmittel | Dr. Michael Roth, Wacker Chemie, Burghausen |
2003 | Erfindung der Fließmittel | Dr. Alois Aignesberger, SKW Trostberg Dr. Kenichi Hattori, Kao Soap, Japan |
zuletzt geändert am: 19.07.2024 19:02 Uhr von C.Kniep