Antrag Satzungsänderung 2025

Der Vorstand der Gesellschaft Deutscher Chemiker befürwortet die Umbenennung des Namens unserer Gesellschaft in Deutsche Gesellschaft für Chemie. Eine Mitgliederbefragung im Sommer 2024 hat eine Zustimmung von 69% ergeben. Der Vorstand sieht die hohe Beteiligung an der Umfrage und das positive Votum als Auftrag, eine entsprechende Mitgliederabstimmung durchzuführen und hat die dafür notwendige Umfrage zur Satzungsänderung in die Wege geleitet (s. Nachr. Chem., 12 (2024) 82).

Die Abstimmung zur Satungsänderung wird im Februar 2025 stattfinden. Auf diesen Seiten finden Sie weitere Informationen.

GDCh-Präsidentin Prof. Stefanie Dehnen und GDCh-Geschäftsführer Dr. Tom Kinzel
GDCh-Präsidentin Prof. Stefanie Dehnen und GDCh-Geschäftsführer Dr. Tom Kinzel (Foto: Jasmin Herr/GDCh)

Brief der Präsidentin Prof. Stefanie Dehnen und des Geschäftsführers Dr. Tom Kinzel an die Mitglieder

veröffentlicht in Heft 01/2025 der Nachrichten aus der Chemie (zum Brief als pdf)

​​​​​​​Liebe Mitglieder der GDCh,

im Juli 2024 haben wir Sie zu Ihrer Meinung nach einer möglichen Umbenennung unserer Gesellschaft Deutscher Chemiker in „Deutsche Gesellschaft für Chemie“ gefragt. Dies, so möchten wir klarstellen, war keine offizielle Abstimmung zu einer Namensänderung, sondern nur das Einholen eines Stimmungsbilds unter unseren Mitgliedern.

An dieser Abstimmung haben innerhalb von wenigen Tagen fast 8100 Personen (27% aller Mitglieder) teilgenommen. Dies ist ein beeindruckendes Ergebnis. Mehr als 68% der teilnehmenden Mitglieder haben für eine Namensänderung votiert. Dabei war erwartungsgemäß der Anteil der Frauen, die für eine Namensänderung stimmten, mit 83% noch höher als der der Männer, der aber immer noch bemerkenswerte 63% betrug. Und noch etwas haben wir gesehen: Die Annahme, dass eher die Jüngeren einen neuen Namen favorisieren, hat sich nicht bestätigt. In allen Altersgruppen, aufgeschlüsselt in Fünfjahres-Kohorten, lag der Wert für die Befürwortung zwischen 60% und 72%, ohne eine Korrelation mit dem Alter. Dieses Votum und die hohe Beteiligung an der Umfrage sehen wir als klaren Auftrag, dieses Thema weiter zu verfolgen.

Allen Mitgliedern, die an der Umfrage teilgenommen haben, danken wir ausdrücklich, ebenso denjenigen, die Kommentare und Anregungen hinzugefügt haben, was bei mehr als einem Viertel der Rückmeldungen der Fall war. Uns allen ist dieses Thema demnach wichtig. Wir versichern Ihnen, dass wir alle Meinungen, ob zustimmend, ablehnend oder abwägend, hören und ernst nehmen.

Aus diesem Grund schreiben wir Ihnen heute, um die aus unserer Sicht wichtigsten Aspekte nochmals ausführlicher darzulegen und um auf die von Ihnen am häufigsten vorgebrachten Punkte gezielt einzugehen.

Drei gute Gründe für einen neuen Namen

Warum haben wir diese Umfrage initiiert? Immer wieder werden wir darauf angesprochen, dass der Name Gesellschaft Deutscher Chemiker in dreifacher Hinsicht nicht mehr der gelebten Wirklichkeit entspricht.

Erstens haben wir nicht nur männliche, sondern inzwischen zum Beispiel auch etwa ein Drittel weibliche Mitglieder unter uns. Bei der Gründung der GDCh im Jahr 1949 spielten die wenigen Chemikerinnen, die es damals gab, kaum eine Rolle in der GDCh. Das ist heute anders. Zunehmend werden wir etwa bei Tagungen oder anderen Veranstaltungen oder auch in den sozialen Medien darauf angesprochen, dass unser Name nicht alle Menschen einschließt – auch und insbesondere von Personen, die sich in der Gesellschaft engagieren oder gerne engagieren würden. Auch aus den Reihen unserer Ehrenmitglieder erfolgten entsprechende Anregungen, sich hier zeitgemäß umzuorientieren. All das sind ernstzunehmende Stimmen, die wir nicht übergehen möchten. Sehr viele unserer Mitglieder legen Wert auf Diversität und eine Sprache, die alle Geschlechter einschließt.

Zweitens sind in der GDCh nicht nur deutsche Chemikerinnen und Chemiker. Unsere Mitglieder kommen aus allen Regionen der Welt und darauf sind wir stolz, denn diese Vielfalt bereichert unsere Gesellschaft.

Drittens haben längst nicht alle unsere Mitglieder Chemie studiert. Neben Chemielaborantinnen und -laboranten, Chemisch-technischen Assistentinnen und Assistenten sowie Mitgliedern aus den Berufsgruppen der Physik, Biologie und den Ingenieurwissenschaften sind wir offen für alle anderen Berufe – jede und jeder, der sich zu unserer Satzung bekennt, ist bei uns willkommen.
Allen diesen Punkten würde der Name „Deutsche Gesellschaft für Chemie“ Rechnung tragen: eine in Deutschland ansässige Gesellschaft für Chemie, die durch ihre multinationale und interdisziplinäre Mitgliedschaft international und interdisziplinär aktiv ist. Und – auch das war vielen an der Umfrage teilnehmenden Mitgliedern wichtig – dieser Name ist inklusiv, er schließt niemanden aus, sondern alle ein, die dazugehören wollen.

DChG: Problematische Historie

Viele Teilnehmende der Umfrage, die einer Namensänderung aufgeschlossen gegenüberstehen, haben angeregt, den Namen Deutsche Chemische Gesellschaft (DChG) wieder aufzugreifen. Dies wäre zwar naheliegend, aber aus folgendem Grund nicht klug:Der Name „Deutsche Chemische Gesellschaft“ ist verbunden mit einer Vorläuferorganisation der GDCh eben dieses Namens, in deren (Namens-)Tradition man sich – insbesondere nach Aufarbeitung des Verhaltens der DChG in den Jahren des Nationalsozialismus in Deutschland – nicht leichtfertig stellen möchte. Die GDCh hat dazu Anfang der 2010er-Jahre eine Studie in Auftrag gegeben. Sie erschien 2015 als 700-seitiges Buch „Chemiker im Dritten Reich“. Das damalige Interview mit dem Historiker und Autor der Studie Helmut Maier ist hier zu finden: gdch.app/doi/10.1002/nadc.201590119. Der Titel „Historiker müssen werten und die GDCh auch“ gibt – so finden wir – eine gute Linie vor: Wir können die DChG nicht als Vorbild für die GDCh werten, und deshalb sollten wir es uns ersparen, durch das Aufgreifen dieses Namens immer wieder Abgrenzungen vornehmen und uns erklären zu müssen.

Abkürzung "GDCh"

Ein verständlicher Einwand vieler Gegner/-innen der Namensänderung ist, dass der vorgeschlagene neue Name nicht mit der Abkürzung „G-D-Ch“ in Einklang steht. Wir denken allerdings, dass dieser Wermutstropfen zu verschmerzen ist, wenn man bedenkt, dass andere Fachgesellschaften das längst so handhaben (etwa die Österreichische Chemische Gesellschaft, die sich weiterhin „GÖCH“ abkürzt, nach dem früheren Namen „Gesellschaft Österreichischer Chemiker“).

Auch die DECHEMA heißt heute "Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e. V." und nicht mehr "„Deutsche Gesellschaft für chemisches Apparatewesen“, wie bei ihrer Gründung 1926. Es ist nur noch das "CHEM" in Übereinstimmung mit dem Langnamen. Niemand störte sich allerdings je daran, dass "DE" und "A" nicht mehr zutreffen und dass weder "T" noch "B" in das Akronym aufgenommen wurden.

Auch heißen wir international längst „German Chemical Society, GDCh“, was niemanden stört (möglicherweise ist die zufällige Kongruenz von „German“ und „G“ hier vorteilhaft). Und in letzter Instanz sind wir einfach die GDCh.

Neue Tradition begründen

Die Umfrage hat auch gezeigt, dass vielen Mitgliedern die Tradition wichtig ist, schließlich sind wir seit 1949 die „Gesellschaft Deutscher Chemiker“. Zweifellos ist die GDCh mit dem Namen 75 Jahre lang gut gefahren und hat damit eine Tradition begründet. Wir sehen aber, dass dieser Name heute nicht mehr zu unserer modernen Gesellschaft passt. Außerdem hoffen wir natürlich, dass die GDCh noch viele Jahrzehnte existieren wird, so dass ein neuer Name irgendwann genauso traditionsreich wäre.

„Hat die GDCh nichts Wichtigeres zu tun?“

Dies haben einige Teilnehmende in der Umfrage gefragt. Andere sehen die Initiative als Zugeständnis an die „Gender-Debatte“ oder den nach Ihrer Ansicht unerwünschten oder flüchtigen Zeitgeist. Diese Rückmeldungen spiegeln neben einer generellen Ablehnung jeglicher Veränderung in einigen Fällen vielleicht auch die Befürchtung wider, dass die GDCh über der Debatte zur Namensänderung andere Aktivitäten und Projekte vernachlässigen könnte.

Lassen Sie uns ausdrücklich betonen, dass dies nicht der Fall ist und auch nicht sein wird. Wir – das sind die Mitarbeitenden in der GDCh-Geschäftsstelle und die Mitglieder des Vorstands – beschäftigen uns kontinuierlich mit zahlreichen wichtigen Aufgaben und Herausforderungen unserer Fachgesellschaft und den vielen Facetten der Chemie in Deutschland. Dafür haben Sie dem gewählten Vorstand das Vertrauen ausgesprochen und das Mandat übertragen, weshalb wir Sie nicht zu allen Aktivitäten um eine Abstimmung bitten. 

Das Thema, um das es hier geht, ist also nur eines von vielen – aber es bedarf für seine Umsetzung einer Satzungsänderung. Und dazu sieht die Satzung der GDCh nach gutem Vereinsrecht die Durchführung einer Abstimmung in der Mitgliedschaft vor. Nach unserer Auffassung zeigen zudem mehr als 8000 Mitglieder, die innerhalb weniger Tage an der Umfrage teilgenommen haben, deutlich, dass der Name unserer Gesellschaft vielen von Ihnen wichtig ist. Daher sind wir überzeugt, dass es richtig ist, diese Diskussion jetzt zu führen.

Uns ist bewusst, dass es viele Frauen gibt, die gut mit dem „generischen Maskulin“ leben können und sich daher auch mit dem aktuellen Namen unserer Gesellschaft angesprochen fühlen. Aber wir möchten allen Mitgliedern Respekt zollen – und darunter sind eben genügend, für die dies in unserer heutigen Zeit nicht mehr gilt. Bei dieser Gelegenheit möchten wir auch auf unsere jungen Mitglieder verweisen, die vor wenigen Monaten per Abstimmung beschlossen haben, dass „JCF“ künftig nicht mehr für „JungChemikerForum“, sondern für „JungesChemieForum“ stehen soll.

Wie geht es weiter?

Es wird also einen Antrag zur Satzungsänderung geben, der allen Mitgliedern rechtzeitig bekannt gegeben wird. Der Vorstand hat auf seiner Sitzung am 3. Dezember 2024 beschlossen, die Abstimmung vom 10. bis 22. Februar 2025 durchführen zu lassen. Eine Satzungsänderung ist beschlossen, wenn wenigstens drei Viertel der eingehenden Antworten dem Antrag zustimmen (GDCh-Satzung §20, Absatz 3).

Die Hürden für eine Namensänderung sind also hoch. Die Entscheidung trifft weder das Präsidium, noch der Vorstand oder die Geschäftsstelle, sondern die Gesamtheit unserer Mitglieder. Wir möchten daher dafür werben und Sie herzlich bitten, die GDCh dabei zu unterstützen, uns einen neuen, zeitgemäßen und zukunftsorientierten Namen zu geben, der besser zu unserer heutigen Gesellschaft und unseren Leitbildern passt.

Ihre Stefanie Dehnen und Ihr Tom Kinzel
Präsidentin und Geschäftsführer der GDCh


Zur Satzung der Gesellschaft Deutscher Chemiker 

Die Abstimmung zur Satzungsänderung wird vom 10. bis 22. Februar 2025 stattfinden. Mitglieder der GDCh erhalten per E-Mail einen Link, mit dem sie elektronisch abstimmen können. Mitglieder, die keine E-Mail-Adresse bei der GDCh hinterlegt haben, erhalten die Abstimmungsunterlagen per Post.

 

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Rückfragen zur Satzungsänderung:
GDCh-Öffentlichkeitsarbeit
pr@gdch.de

zuletzt geändert am: 10.01.2025 14:33 Uhr von K.J.Schmitz