Die Abstimmung soll darüber erfolgen, ob der Name „Gesellschaft Deutscher Chemiker“ durch den Namen „Deutsche Gesellschaft für Chemie“ ersetzt wird. Eine Änderung des Vereinsnamens setzt eine Satzungsänderung voraus (s. unten). Der GDCh-Vorstand hat daher beschlossen, die Abstimmung durchführen zu lassen.
Nein. Im Juli 2024 haben wir Sie zwar zu Ihrer Meinung nach einer möglichen Umbenennung unserer Gesellschaft Deutscher Chemiker in „Deutsche Gesellschaft für Chemie“ gefragt. Dies war aber keine offizielle Abstimmung, sondern nur das Einholen eines Stimmungsbilds unter unseren Mitgliedern.
An der Umfrage im Juli haben innerhalb von wenigen Tagen fast 8100 Personen (27 % aller Mitglieder) teilgenommen. Mehr als 68 % der teilnehmenden Mitglieder haben für eine Namensänderung votiert.
Dabei war erwartungsgemäß der Anteil der Frauen, die für eine Namensänderung stimmten, mit 83 % noch höher als der der Männer, der aber immer noch bemerkenswerte 63 % betrug. Und noch etwas haben wir gesehen:
Die Annahme, dass eher die Jüngeren einen neuen Namen favorisieren, hat sich nicht bestätigt. In allen Altersgruppen, aufgeschlüsselt in Fünfjahres-Kohorten, lag der Wert für die Befürwortung zwischen 60 % und 72 %, ohne eine Korrelation mit dem Alter. Dieses Votum und die hohe Beteiligung an der Umfrage sehen wir als klaren Auftrag, dieses Thema weiter zu verfolgen.
Immer wieder werden wir darauf angesprochen, dass der Name Gesellschaft Deutscher Chemiker in dreifacher Hinsicht nicht mehr der gelebten Wirklichkeit entspricht.
Erstens haben wir nicht nur männliche, sondern inzwischen zum Beispiel auch etwa ein Drittel weibliche Mitglieder unter uns. Bei der Gründung der GDCh im Jahr 1949 spielten die wenigen Chemikerinnen, die es damals gab, kaum eine Rolle in der GDCh. Das ist heute anders.
Zunehmend werden wir etwa bei Tagungen oder anderen Veranstaltungen oder auch in den sozialen Medien darauf angesprochen, dass unser Name nicht alle Menschen einschließt. Diese Kritik kommt häufig von Personen, die sich in unserer Gesellschaft engagieren oder gerne engagieren würden. Auch aus den Reihen unserer Ehrenmitglieder erfolgten entsprechende Anregungen, sich hier zeitgemäß umzuorientieren. All das sind ernstzunehmende Stimmen, die wir nicht übergehen möchten. Sehr viele unserer Mitglieder legen Wert auf Diversität und eine Sprache, die alle Geschlechter einschließt.
Zweitens sind in der GDCh nicht nur deutsche Chemikerinnen und Chemiker. Unsere Mitglieder kommen aus allen Regionen der Welt und darauf sind wir stolz, denn diese Vielfalt bereichert unsere Gesellschaft.
Drittens haben längst nicht alle unsere Mitglieder Chemie studiert. Neben Chemielaborantinnen und -laboranten, Chemisch-technischen Assistentinnen und Assistenten sowie Mitgliedern aus den Berufsgruppen der Physik, Biologie und den Ingenieurwissenschaften sind wir offen für alle anderen Berufe – jede und jeder, der sich zu unserer Satzung bekennt, ist bei uns willkommen.
Allen denen in der letzten Frage genannten Punkten würde der Name Deutsche Gesellschaft für Chemie Rechnung tragen: eine in Deutschland ansässige Gesellschaft für Chemie, die durch ihre multinationale und interdisziplinäre Mitgliedschaft international und interdisziplinär aktiv ist.
Und – auch das war vielen an der Umfrage teilnehmenden Mitgliedern wichtig – dieser Name ist inklusiv, er schließt niemanden aus, sondern alle ein, die dazugehören wollen.
Die Umfrage vom Juli hat gezeigt, dass vielen Mitgliedern die Tradition wichtig ist, schließlich sind wir seit 1949 die Gesellschaft Deutscher Chemiker. Zweifellos ist die GDCh mit dem Namen 75 Jahre lang gut gefahren und hat damit eine Tradition begründet.
Wir sehen aber, dass dieser Name heute nicht mehr zu unserer modernen Gesellschaft passt. Außerdem gehen wir natürlich davon aus, dass die GDCh noch viele Jahrzehnte existieren wird, so dass ein neuer Name irgendwann genauso traditionsreich wäre.
Das „GDCh“ als etablierte Kurzversion unseres Vereinsnamens wird bestehen bleiben.
Viele Mitglieder, die einem neuen Namen kritisch gegenüberstehen, haben angemerkt, dass der vorgeschlagene neue Name nicht mit der Abkürzung „G-D-Ch“ in Einklang steht. Diesen Einwand verstehen wir.
Wir denken allerdings, dass dieser Wermutstropfen zu verschmerzen ist, wenn wir sehen, dass andere Fachgesellschaften das längst so handhaben (etwa die Österreichische Chemische Gesellschaft, die sich weiterhin „GÖCh“ abkürzt, nach dem früheren Namen „Gesellschaft Österreichischer Chemiker“).
Auch die DECHEMA heißt heute "Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e. V." und nicht mehr "„Deutsche Gesellschaft für chemisches Apparatewesen“, wie bei ihrer Gründung 1926. Es ist nur noch das "CHEM" in Übereinstimmung mit dem Langnamen. Niemand störte sich allerdings je daran, dass "DE" und "A" nicht mehr zutreffen und dass weder "T" noch "B" in das Akronym aufgenommen wurden.
Auch treten wir zunehmend international als German Chemical Society, GDCh auf. Und möglicherweise ist die zufällige Kongruenz von „German“ und „G“ hier vorteilhaft. Und in letzter Instanz sind und bleiben wir im In- und Ausland, bei Mitgliedern und Nichtmitgliedern einfach die GDCh.
Viele Teilnehmende der Umfrage, die einer Namensänderung aufgeschlossen gegenüberstehen, haben angeregt, den Namen Deutsche Chemische Gesellschaft (DChG) wieder aufzugreifen. Dies wäre zwar naheliegend, aber aus folgendem Grund nicht klug:
Der Name Deutsche Chemische Gesellschaft ist verbunden mit einer Vorläuferorganisation der GDCh eben dieses Namens, in deren (Namens-)Tradition man sich – insbesondere nach Aufarbeitung des Verhaltens der DChG in den Jahren des Nationalsozialismus in Deutschland – nicht leichtfertig stellen möchte.
Die GDCh hat dazu Anfang der 2010er-Jahre eine Studie in Auftrag gegeben. Sie erschien 2015 als 700-seitiges Buch „Chemiker im Dritten Reich“. Das damalige Interview mit dem Historiker und Autor der Studie Helmut Maier ist hier zu finden: Der Titel „Historiker müssen werten und die GDCh auch“ gibt – so finden wir – eine gute Linie vor: Wir können die DChG nicht als Vorbild für die GDCh werten. Durch das Aufgreifen dieses Namens müssten wir immer wieder Abgrenzungen zur früheren DChG vornehmen. Dies sollten wir uns ersparen.
Dies haben einige Teilnehmende in der Umfrage gefragt. Andere sehen die Initiative als Zugeständnis an die „Gender-Debatte“ oder den nach Ihrer Ansicht unerwünschten oder flüchtigen Zeitgeist. Diese Rückmeldungen spiegeln neben einer generellen Ablehnung jeglicher Veränderung in einigen Fällen vielleicht auch die Befürchtung wider, dass die GDCh über der Debatte zur Namensänderung andere Aktivitäten und Projekte vernachlässigen könnte.
Wir versichern Ihnen ausdrücklich, dass dies nicht der Fall ist und auch nicht sein wird. Wir – das sind die Mitglieder des Vorstands und die Mitarbeitenden in der GDCh-Geschäftsstelle – beschäftigen uns kontinuierlich mit zahlreichen wichtigen Aufgaben und Herausforderungen unserer Fachgesellschaft und den vielen Facetten der Chemie in Deutschland. Dafür haben Sie dem gewählten Vorstand das Vertrauen ausgesprochen und das Mandat übertragen, weshalb wir Sie nicht zu allen Aktivitäten um eine Abstimmung bitten.
Das Thema, um das es hier geht, ist also nur eines von vielen – aber es bedarf für seine Umsetzung einer Satzungsänderung. Und dazu sieht die Satzung der GDCh nach gutem Vereinsrecht die Durchführung einer Abstimmung in der Mitgliedschaft vor.
Nach unserer Auffassung zeigen zudem mehr als 8000 Mitglieder, die innerhalb weniger Tage an der Umfrage teilgenommen haben (s. oben), deutlich, dass der Name unserer Gesellschaft vielen von Ihnen wichtig ist. Daher haben wir uns entschieden, diese Abstimmung über den Namen unserer Gesellschaft jetzt durchzuführen.
Uns ist bewusst, dass es viele Frauen gibt, die gut mit dem „generischen Maskulinum“ leben können und sich daher auch unter dem aktuellen Namen unserer Gesellschaft angesprochen fühlen. Aber wir möchten allen Mitgliedern Respekt zollen – und darunter sind eben genügend, für die dies in unserer heutigen Zeit nicht mehr gilt.
Bei dieser Gelegenheit möchten wir auch auf unsere jungen Mitglieder verweisen, die vor wenigen Monaten per Abstimmung beschlossen haben, dass „JCF“ künftig nicht mehr für „JungChemikerForum“, sondern für „JungesChemieForum“ stehen soll.
Eine Satzungsänderung ist beschlossen, wenn wenigstens drei Viertel der eingehenden Antworten dem Antrag zustimmen (GDCh-Satzung §20, Absatz 3) Die Hürden für eine Namensänderung sind also hoch.
Wichtig: Die Entscheidung über eine Satzungsänderung trifft die Gesamtheit unserer Mitglieder. Weder das Präsidium, noch der Vorstand oder die Geschäftsstelle können eine Satzungsänderung ohne die Zustimmung von 75 % der teilnehmenden Mitglieder veranlassen.
Wir, der Vorstand der GDCh, möchten daher dafür werben und Sie herzlich bitten, uns dabei zu unterstützen, uns einen neuen, zeitgemäßen und zukunftsorientierten Namen zu geben, der besser zu unserer heutigen Gesellschaft und unseren Leitbildern passt.
Der GDCh-Vorstand hat auf seiner letzten Sitzung am 3. Dezember beschlossen, die Umfrage zur Satzungsänderung im Zeitraum vom 10. bis 22. Februar 2025 durchführen zu lassen. Der Antrag zur Satzungsänderung wird allen Mitgliedern rechtzeitig bekannt gegeben. Die meisten unserer Mitglieder werden die Umfrage per E-Mail erhalten. Bitte stellen Sie sicher, dass Sie bei uns eine gültige E-Mail-Adresse hinterlegt haben und Mails der GDCh nicht im Spam-Ordner verloren gehen. Mitglieder ohne E-Mail erhalten die Abstimmungsunterlagen per Post.
Alle aktuellen Informationen erhalten Sie hier auf diesen Seiten (www.gdch.de/Satzung2025)
Das Ergebnis der Umfrage zur Satzungsänderung wird dem Vorstand auf seiner Sitzung im März 2025 mitgeteilt und im Anschluss veröffentlicht werden. Die Bekanntgabe des Ergebnisses erfolgt auf dieser Seite und in den üblichen Medien der GDCh (Nachrichten aus der Chemie, Homepage www.gdch.de, GDCh-Newsletter, GDCh-App, und Soziale Medien)
Bitte wenden Sie sich an die Öffentlichkeitsarbeit der GDCh (pr@gdch.de)
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Antrag Satzungsänderung 2025
zuletzt geändert am: 31.12.2024 11:22 Uhr von K.J.Schmitz