Welches ist Ihr Lieblingsmolekül? Vielleicht die Doppelhelix, weil sich in ihr alles vereint, was uns ausmacht? Oder das Koffein, weil es Sie jeden Morgen zuverlässig auf Trab bringt? Oder ist es das 1,4-Diphenyl-Irgendwas, weil die Synthese und Isolierung genau dieses Stoffes der Durchbruch Ihrer Doktorarbeit war?
Egal, welches Molekül (oder Verbindung) Ihr Favorit ist, komplex oder banal, bekannt oder nicht, teilen Sie es uns mit. Im Jubiläumsjahr 2017 stellen wir hier Ihr Lieblingsmolekül vor. Dazu sollten Sie neben einer Abbildung, Strukturformel, Kalottenmodell etc. des Moleküls eine kurze Begründung liefern. Diese muss nicht streng wissenschaftlich, sondern kann auch originell, philosophisch, in Gedichtform etc. sein. Was immer Ihnen zu Ihrem Lieblingsmolekül, oder -verbindung einfällt, schreiben Sie es uns. Unter allen Einsendern verlosen wir am Ende des Jubiläumsjahres zehn Amazon-Einkaufsgutscheine im Wert von je EUR 20,-.
Alles geht einmal zu Ende, auch unsere Aktion "Lieblingsmolekül" im Jubiläumsjahr 2017.
Was mit den Sweet Switches begann, lassen wir mit dem 2,4,6-Trinitrotoluol enden. Insgesamt 61 Moleküle (und einige Elemente) unseres Jubiläumsjahres haben Sie uns geschickt. Ihre Lieblingsverbindungen waren klein oder groß, einfach oder komplex, aber immer schön. Allen Teilnehmern danken wir für ihre Einsendungen. Die Gewinner der Einkaufsgutscheine wurden inzwischen ermittelt und benachrichtigt.
Jede Woche präsentieren wir ein Lieblingsmolekül unserer Mitglieder. Die einzelnen Moleküle können Sie sehen, wenn Sie den Pfeil rechts neben dem Namen anklicken.
Mein Lieblingsmolekül ist das 2,4,6-Trinitrotoluol, kurz TNT. Zum einen liegt das an seiner schlichten symmetrischen Schönheit, zum anderen daran, dass ich mich während meiner Promotionszeit intensiv damit beschäftigt habe. Seit dieser Zeit trage ich auch einen Ring, der das Molekül symbolisieren soll, allerdings nicht ganz chemisch korrekt, da der Goldschmied sich geweigert hat, die Nitrogruppen korrekt abzubilden. Darüber hinaus verkörpert TNT für mich Energie und ist gleichzeitig eine Mahnung an die Verantwortung der Naturwissenschaftler, dass jede hilfreiche Erfindung in den falschen Händen auch verheerende Wirkung haben kann. Zu guter Letzt gibt es auch noch eine Verbindung zu meiner zweiten Leidenschaft, der Musik: TNT ist eines der wenigen Moleküle, das mehrmals vertont wurde. Nicht nur in der recht bekannten AC-DC Version, sondern u.a. auch schon 1925 von Fletcher Henderson und seinem Orchester. Der hatte übrigens, und da schließt sich der Kreis wieder, vor seiner Karriere als Bandleader einen Bachelortitel in Chemie erworben.
Mario Kröger, Bruchsal
Mein Favorit ist das anorganische Fussballmolekül Mo132, welches mich mit seiner Dynamik in Lösung seit Jahren beschäftigt und immer wieder auf's Neue mit seiner Vielfältigkeit fasziniert.
Erhard Haupt, Tornesch
Mein Lieblingsmolekül ist Octamethylcuban, welches ich auf photochemischem Wege synthetisierte. Mich fasziniert seine hohe Symmetrie und Ästhetik sowie das durch 24 äquivalente Protonen sehr einfache 1H-NMR Spektrum. Ein reizvolles Molekül mit Ecken und Kanten - und doch irgendwie kugelförmig.
Stefan Brand, Hirschberg-Leutershausen
Indigo ist einer der ersten Naturfarbstoffe, dessen Struktur aufgeklärt wurde (A. von Baeyer, 1883) und dessen technische Synthese verwirklicht wurde (Heumann, BASF, 1890). Im Arbeitskreis meines Doktorvaters, Wolfgang Lüttke, Universität Göttingen, wurde zudem das chromophore Stammsystem (Urindigo) dieses tiefblauen Farbstoffes (langwelligste Bande bei 606 nm) durch quantenchemische Berechnungen und experimentelle Synthese ermittelt.
Georg Becher, Oslo
Graphik: Wikipedia Commons
Mein Lieblingsmolekül ist das von R.P. Linstead 1933 entdeckte Phthalocyanin (PcH2), dessen Struktur von J.M. Robertson 1935 durch Röntgenstrukturanalyse bestätigt wurde. Als vierzähniger Ligand vermag es mit zahlreichen Elementen sehr stabile Komplexe zu bilden. Rudolf Taube konnte in den 60er Jahren zeigen, dass sich die Phthalocyanine der 3d-Elemente unter Erhalt ihrer Struktur mehrstufig reduzieren lassen. Im Rahmen meiner Diplomarbeit 1972 hatte ich das Glück, in Analogie zu der von Taube beschriebenen Reduktion, die Reduktion des Aluminium(III)-Phthalocyaninchlorids zu untersuchen und erstmals die 1. Reduktionsstufe als AlPc∙3THF in Form von goldglänzenden braunen Kristallen zu erhalten, die ich vor einiger Zeit in einem luftdicht abgeschmolzenen Substanzröhrchen an die Historische Farbstoffsammlung der TU Dresden zur Aufbewahrung übergeben habe.
Bereits zuvor gelang es mir, im Auftrage von Carl Zeiss Jena das lösliche Vanadylphthalocyanin zu synthetisieren, das als Schaltsubstanz für Riesenimpulslaser diente. Bekanntlich fanden Phthalocyanine bald nach ihrer Entdeckung breite Verwendung als Farbstoffe und Pigmente. Später kamen sie als Photoleiter in Laserdruckern oder als Elektrodenmaterial in Brennstoffzellen zum Einsatz. Eine besonders starke Beachtung erfuhren Phthalocyanin-Derivate in letzter Zeit durch ihre Anwendung in der Photodynamischen Tumortherapie.
Wladimir Reschetilowski, Radebeul
Der Grundstein der Entdeckung der metallorganischen Chemie ist Ferrocen. Durch dieses einfache Molekül ist das Konzept einer Kohlenstoff-Metall-Bindung entdeckt worden, ohne welches wir kein Verständnis der homogenen Katalyse hätten. Die Strukturaufklärung dieses Moleküls war so bahnbrechend, dass es mit einem Nobelpreis gewürdigt wurde. Zusätzlich zu seiner Struktur ist dieses Molekül auch noch im höchsten Maße reversibel oxidierbar, wodurch es zu DEM Redoxstandard in organischen Lösemitteln wurde, welches heute noch täglich Einsatz findet.
Christopher Hassenrück, Konstanz
Mein Lieblingsmolekül ist das Tricyclo[1.1.0.02,4]butan, besser bekannt unter dem Kurznamen Tetrahedran. Ein höchst symmetrisches, wie unerreichbares Molekül. Auf den ersten Blick ist das aber nicht zu erkennen, denn wenn man Anfänger der organischen Chemie fragt, ob man diese Verbindung herstellen könne, kommt in den meisten Fällen ein 'Ja!'. Erst später erkennen sie die Unmöglichkeit.
Andreas Pingel Keuth, Düren
12 Elektronen hat mein Lieblingselement,
das steht im PSE so fest wie im Zement.
Viele Funktionen erfüllt es im Körper.
So rennen zum Beispiel alle beim Marathon noch gestörter.
Auch im königlichen Schach
spielen alle Großmeister ohne dich sehr schwach.
Magnesium ist mein Lieblingselement
und daher mag ich es nicht nur im Advent.
Benjamin Ehrlich, Sigmaringen
Cyclopropan ist zwar klein, aber ganz aufregend gespannt. Vor allem aber hat meine Banknachbarin zu Beginn unserer Chemieausbildung ein herrlich verspieltes Bild davon in mein Poesiealbum gezeichnet.
Maren Bulmahn, Frankfurt
This substance called Letermovir ((4S)-8-Fluoro-3,4-dihydro-2-[4-(3-methoxyphenyl)-1-piperazinyl]-3-[2-methoxy-5-(trifluoromethyl)phenyl]-4-quinazolineacetic acid) was developed for the prophylaxis and treatment of Cytomegalovirus infections in immunocomprimized patients like transplant recipients. A recent phase III trial in hematopoetic stem cell recipients demonstrated not only strong suppression of the virus by the drug, but most importantly, fewer deaths among those patients, who were treated with this novel, first-in-class molecule.
Helga Rübsamen-Schaeff, Wuppertal
Curtisin ist mein persönliches Lieblingsmolekül, weil es mich schon während meiner Diplomarbeit und lange danach ‚begleitet‘ hat. Aufgrund einer geringen Menge konnte ich damals zwar Teilstrukturen ableiten, aber leider nicht die vollständige Struktur vorhersagen.
Erst nach weiteren Arbeiten konnte die Struktur des Farbstoffes vollständig aufgeklärt werden. Diese Verbindung war damals für Röhrlinge ungewöhnlich und spiegelt exemplarisch die Faszination der Naturstoffchemie wider. Desweiteren zeigt die Strukturaufklärung von Curtisin auch, dass es der Arbeit mehrerer Naturwissenschaftler bedurfte, um ein vollständiges Bild erhalten zu können.
Martin Bröckelmann, Rüsselsheim
Mein Lieblingsmolekül ist Bisphenol. Besonders gut gefällt es mir in Verbindung mit einem Verbundwerkstoff-Fahrrad, welches aus einem Benzolring des Bisphenols heraus fährt, wie auf diesem Buchcover.
Dr. Egbert Brandau, Karlstein
Dieser negativ solvatochrome Betainfarbstoff weist eine extreme Abhängigkeit der längst-welligen Vis-Absorptionsbande von der Polarität des Lösungsmittels auf: die Lösungsfarben sind rot in Methanol, violett in Ethanol, blau in i-Amylalkohol, grün in Aceton und gelb in Anisol. Mit zunehmender Lösungsmittelpolarität wird die intramolekulare charge-transfer-Absorptionsbande um bis zu ca. 360 nm hypsochrom verschoben, was zur Aufstellung einer nützlichen empirischen Skala der Solvenspolarität genutzt wurde: die ET(30) oder ETN-Skala.
Die emotionale Verbundenheit mit diesem Farbstoff rührt daher, dass es mir gelang, den ersten „Weltvorrat“ dieses Farbstoffs 1962 im Rahmen meiner Dissertation herzustellen. Inzwischen ist er auch im Handel erhältlich und jeder kann damit experimentieren.
Christian Reichardt, Marburg
D-Glycerinaldehyd ist ein Mitglied der Gruppe der einfachsten Kohlenhydrate, der Triosen, welche ein chirales Zentrum in der Mitte des Moleküls aufweisen. Es ist Bestandteil des wahrscheinlich frühesten probiotischen Metabolismus und darüber hinaus auch Bestandteil aller Stoffwechselvorgänge lebender Zellen. Darüber hinaus steht es in Form einer Keto-Enol-Tautomerie mit dem symmetrischen Dihydroxy-Aceton und dem L-Glycerinaldehyd im stetigen Gleichgewicht. D- bzw. L-Glycerinaldehyd stellen Diastereomere dar, sind also Bild und Spiegelbild. Dennoch spielt ausschließlich das D-Glycerinaldehyd eine Rolle im Stoffwechsel lebender Organismen auf diesem Planeten.
Das führt wiederum zu einer der spannendsten und bisher ungelösten Fragen, welche die Naturwissenschaften beschäftigen: Warum spielen nur D-Zucker und L-Aminosäuren in lebenden Zellen eine Rolle im Metabolismus, oder: Wie kam es zu dem spontanen Symmetriebruch (Homochiralität)? Wahrscheinlich kann ein entscheidender Schritt getan werden, um lebende von nichtlebender Materie zu unterscheiden, wenn man herausbekommt, wie es zu diesem speziellen spontanten Symmetriebruch gekommen ist.
Peter Friedel, Dresden
Mein Lieblingsmolekül ist das Tetra-tert-butylethylen. Im Prinzip ein einfaches Molekül.
Zwei Generationen haben sich mit der Synthese beschäftigt, aber keinen Einstig in das Molekül gefunden. Viele Eigenschaften wurden berechnet, auch ein möglicher Syntheseweg, aber hergestellt wurde die Verbindung bis heute nicht.
Dieter Lenoir, München
Mein Lieblingsmolekül ist das Koffein.
Ohne unser ganz legales Aufputschmittel wären viele von uns Tag und Nacht verloren! Ohne Koffein gäbe es viel weniger kreative Ideen, keine sinnvollen Projektbesprechungen und keine effizienten Nachtschichten an Forschungsgroßgeräten. Koffein hilft Bachelor- und Masterarbeiten, Dissertationen, Drittmittelanträge und Berichte termingerecht und besser abzuschließen.
Was will man mehr von einem Molekül?
Silke Merchel, Dresden
Mein persönliches Lieblingsmolekül benennt sich Formaldehyd. International lässt sich dieses Methanal sowohl auf Grund seiner Formel als auch wegen seines vielsprachig gleich tönenden Namen bestens zuordnen und es hat auf Grund seiner Authentizität höchste soziale Funktion, insbesondere durch seine diskussionsfördernden Eigenschaften.
Ausgehend von der Möglichkeit germanophon zu philosophieren, ob es sich besser oder gleichwertig um den oder das Formaldehyd handelt, steigt die kommunikative Herausforderung dadurch, dass es sich je nach persönlichem Fokus um einen kurzlebig biochemisch lebensnotwendigen körpereigenen Mediator oder einen einstufungsfähig krebsfördernden Gefahrstoff handeln kann.
Es bringt mich also dieses Molekül dank Aktivierung meiner Lachmuskelproteine zur fröhlichen Gutgelauntheit und mittels ausreichender Konzentration in der Atemluft bei Bearbeitung der Solutio Formaldehydi warnend zum Weinen. Es ist eine echte Liebschaft mit all ihren Höhen und Tiefen.
Erich Leitner, Bruck/Österreich
Eines meiner Lieblingsmoleküle ist Vitamin B12, weil es eine der wenigen metallorganischen Verbindungen in der Natur ist und dort ungewöhnliche Umlagerungen katalysiert. Es verbindet für mich viele Bereiche der organischen, metallorganischen, biochemischen, pharmazeutischen Chemie.
Darüber hinaus ging das Molekül als Meilenstein in die Geschichte der organischen Chemie ein. In einer beispiellosen Kooperation wurde es in den Gruppen von Prof. A. Eschenmoser und Prof. R. B. Woodward das erste Mal in 70er Jahren gemeinsam vollsynthetisch dargestellt und charakterisiert.
Friedrich Kroll, Dülmen
Mein Lieblingselement ist Silicium. Zum einen, da Farbe und Eigenschaften sehr besonders sind. Besonders schön und faszinierend finde ich die grau-schwarze Farbe des Halbmetalls, welche einen metallischen, oft aber eben auch sehr schicken bronzenen bis bläulichen Glanz aufweist. Zudem ist Silicium gerade als Halbmetall und insbesondere Halbleiter sehr wichtig. So wäre die heutige Elektronikindustrie ohne das in den Prozessoren und Transistoren eingesetzte Silicium kaum denkbar. Silicium nimmt nicht nur aufgrund seiner Oxide den zweiten Platz der am häufigsten vorkommenden Elemente in der Erdhülle ein, sondern ist auch generell auf der Welt stark verbreitet und in verschiedener Elektronik bei jedem von uns zu finden.
Tino Beste, Münster
Serotonin, das Glückshormon ist an der Regulation von Emotionen, Lernprozessen und endokrinen Funktionen beteiligt.
Anke Dreyer, Aachen
(3-Aminopropyl)trimethoxysilan ist ein Vertreter einer ganzen Stoffklasse reaktiver Siliciumverbindungen, den organofunktionellen Silanen. Diese Silane sind Bindeglieder zwischen organischen und anorganischen Stoffen und Materialien: Mit ihren hydrolysierbaren Gruppen binden sie an anorganische Oberflächen und ihre organischen Reste und funktionellen Gruppen bestimmen die physikalisch-chemischen Eigenschaften und können reaktiv an organische Materialien angebunden werden.
Diese organofunktionellen Silane begleiten mich meine gesamte bisherige akademische und berufliche Laufbahn: Vom Hauptstudium über die Promotion, in meiner Industrietätigkeit und auch jetzt in meiner Funktion als Hochschullehrer. Sie sind „interdisziplinäre“ Moleküle und beweisen das, was Friedrich Wöhler in seinem berühmten Experiment 1828 gezeigt hat: Es gibt keine Trennung von Anorganischer und Organischer Chemie, sondern die Gesetzmäßigkeiten der Chemie sind für alle Stoffe und Materialien gleich gültig.
Dennis Troegel, Nürnberg
H5T, wie wir es nannten, genauer 2,3,6,7,10,11-Hexakis(pentyloxy)triphenylene, ist ein diskotischer, also ein scheibenförmiger Flüssigkristall. Das Ziel war es, aus diesem Elektronendonor mit Hilfe von Elektronenakzeptoren einen besseren Fotoleiter zu entwickeln.
Eines Tages kam ein Filmteam an unsere Uni nach Mainz, um das Chemiestudium zu bewerben, und so wurde H5T von einem Schauspieler-Professor an die Tafel gezeichnet. Stolz bin ich auf meinen soufflierten Satz „Und nächste Woche zeige ich Ihnen dann, wie man Hexapentyloxytriphenylen an eine Polymerkette anbindet, um so die Materialeigenschaften zu verbessern“.
Holger Bengs, Frankfurt
Sprechen wir über kleine Ringe. Kennen Sie den kleinsten genuin anorganischen Ring? Hier ist er: Cyclodiborazan(BH2NH2)2. Es gibt ihn wirklich, den isosteren Vetter des Cyclobutadiens, als mimosenhaften Feststoff: JACS 88 (1966) 4396.
Karl Wilhelm Böddeker, Hamburg
Mein Lieblingsmolekül ist Tetrodotoxin (TTX), das tödliche Gift (= Neurotoxin) des chinesischen/japanischen Kugelfisches "Fugu". Nur ausgewählte Köche mit einer besonderen Lizens und jahrelanger Erfahrung dürfen diesen Fisch in speziellen Restaurants zubereiten und anbieten. Ich hatte einmal in China und zweimal in Japan das Privileg, zu einem Fugu-Essen (ein Ritual) eingeladen zu werden. Bei TTX handelt es sich um ein Alkaloid aus der Imidazolin- und Pyrimidingruppe. Es blockiert spannungsgeladene Natriumkanäle, was zu Muskel-Lähmungen führt. Es ist eines der stärksten Gifte überhaupt - die tödliche Dosis ist 10 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht.
Hans Joachim Gross, Würzburg
5-Methyl-2E-hepten-4-one (Filbertone) ist einer der Schlüsselaromastoffe von gerösteten Haselnüssen (Filberts). In Form der Reinkomponente wird sein Geruch als „nussig, haselnussig, metallisch, buttrig, weich“ beschrieben. Die Verbindung hat eine der niedrigsten Geruchsschwellen, die man für den menschlichen Geruchssinn überhaupt kennt, und wird bereits im ppt-Bereich wahrgenommen. Dieses und viele andere Moleküle aus der faszinierenden Welt von Geruch und Geschmack haben mich während meiner gesamten Karriere begleitet. Von den entsprechenden Isomeren ist das (+)-5(S)-Methyl-2E-hepten-4-one ein besonders geruchsaktives. Neben dem natürlichen Vorkommen in Haselnüssen wird die Verbindung seit vielen Jahren auch als Aromastoff kommerziell eingesetzt.
Matthias A. Güntert, Ridgewood, USA
Fast fünfzig Jahre intensiver Forschung am Amanitin erzeugt eine emotionale Bindung an dieses Molekül. Das Gift des Grünen Knollenblätterpilzes fordert jährlich noch immer Todesopfer unter Pilzsammlern – trotz des heute verfügbaren Antidots Silibin. Durch die starke und spezifische Hemmung des Transkriptionsenzyms RNA-Polymerase II ist Amanitin aber auch zu einem geschätzten Werkzeug der Molekularbiologie geworden. Und auch in der Medizin könnte Amanitin, kovalent gebunden an tumorspezifische Antikörper, in naher Zukunft als Tumortherapeutikum eine Bedeutung erlangen.
Heinz Faulstich, Heidelberg
Es war ein bahnbrechender Erfolg der Wissenschaft, dass es im 19. Jahrhundert den Hofmann-Schülern Wilhelm Haarmann und Ferdinand Tiemann gelang, die Strukturformel des Naturstoffes Vanillin aufzuklären und die chemische Synthese ausgehend vom Fichtensaft zu entdecken:
.
Vor 150 Jahren in Berlin, als Hofmann wurde Präsident,
fand man die Formel Vanillin, und Haarmann war der Assistent.
Bin der Sache nachgegangen, erforschte gründlich das Event,
den Doktorhut dann eingefangen, schrieb alles auf: "Rich Man The Lord of Scent".
Björn Bernhard Kuhse, Halle / Westf.
Meine FH-Diplomarbeit machte ich 1981 an der Uni Tübingen im Fachbereich Organische Chemie. Ein Doktorand in dieser Arbeitsgruppe beschäftige sich mit NMR-Untersuchungen an verschiedenen methylierten und phenylierten Adamantanderivaten.
Von Adamantan hörte ich damals das erste Mal. Mich hat beeindruckt, dass er auf schwäbisch sagte, dass die Adamantanstruktur wie kleine "Kügele" seien und es deshalb sehr leicht flüchtig sei. Er dürfe nie vergessen, die Spitzkolben zu verschließen, sonst sei die mühsam synthetisierte Verbindung weg. Noch heute gefällt mir diese "kugelige" Molekülstruktur des Adamantans besonders gut.
Andreas Weber, Wiesbaden
Als Polymerchemiker faszinieren mich einfache Einheiten mit vielfacher Wirkungsmöglichkeit. Graphen bietet eine einfache Grundlage wie bei LEGO- Bausteinen. Es ist stabil und trotzdem modifizierbar. Es gibt zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten und Forschungsgebiete. Graphen ist spannend. Ein Riesenmolekül? Ein Einkristall ? Oder Beides ?
Heinz Herzog, Herzogenrath
Glucose taugt im Unterricht als vielseitiges, bewährtes Beispiel für allgemeine Aspekte wie Konstitutionsisomerie, Enantiomerie, Diastereomerie und Reaktivität funktioneller Gruppen. Bei manchen Chemikern sind die Kohlenhydrate, darunter deren Flaggschiff, nicht beliebt, weil die Strukturen und deren Ermittlung als kompliziert angesehen werden.
Mein Vorzugs-Molekül ist die Glucose auch deshalb, weil man die Frage „Wie sag ich`s meinem Schüler?" heute mittels entsprechender Röntgenstrukturbestimmungen einigermaßen einfach beantworten kann, z.B. anhand von ß-D-Glucose, in der alle 5 Substituenten die äquatorialen Positionen einer Sessel-Konformation besetzen. Auch hierbei ist mein Lieblingsmolekül ein Beispiel für etwas Allgemeineres, nämlich für mancherlei Fortschritte durch die Untersuchung von Kristallen.
Albrecht Mannschreck, Regensburg
Mein Lieblingsmolekül ist die tripodale Verbindung 1,3,5-Tris(hydroxymethyl)-2,4,6-triethylbenzen, weil im kristallinen Festkörper drei dieser Moleküle ein Ionenpaar aus H3O+- und OH‒-Ion einschließen und durch die Ausbildung von Wasserstoffbrücken effektiv stabilisieren. Dabei übernehmen die präorganisierten Hydroxygruppen die Rolle der Wassermoleküle von postulierten, hydratisierten Hydronium- oder Hydroxid-Ion-Komplexen.
Manuel Stapf, Freiberg
Im Wintersemester 1997/98 hielt ich an der Universität Bern eine Vorlesung „Molekülmodelle aus Papier“, obwohl dieses Thema bei der Departementsleitung nicht auf Begeisterung stieß. In verschiedenen Zeitschriften hatte ich geeignete Vorlagen gefunden, und für einige Modelle kreierte ich eigene Ideen. Doch dann, nach einem persönlich sehr schwierigen Jahr 1997, fiel mir in der Neujahrsnacht 1998 ein, wie man Norbornan C7H12 in klassischer Origami-Technik – d.h. aus einem quadratischen Stück Papier, nur mit Faltungen, aber ohne Schnitte oder Leim – gestalten könnte. Am Morgen setzte ich mich dahinter, und ich konnte auf Anhieb ein Norbornan falten! Es war wie eine Verheißung, dass ich das neue Jahr würde meistern können.
Veronika Meyer, St Gallen, Schweiz
Bei der Herstellung des Sprengstoffs Cl-20 (Hexanitroisowurtzitan) erhält man im ersten Reaktionsschritt der dreistufigen Synthese dessen Hexabenzylderivat 2,4,6,8,10,12-Hexabenzylhexaazaisowurtzitan - meine Lieblingsverbindung.
Warum? Vollkommen ohne ernsthaften, wissenschaftlichen Hintergrund - es sieht aus wie ein „Jäger“ aus dem Jägerprogramm des Hollywoodfilms „Pacific Rim“, bzw. ein „Evangelion“ aus der Originalvorlage „Neon Genesis Evangelion“, einer riesigen, hybriden, menschengesteuerten Maschine, welche es mit enormen, menschenfeindlichen Gegnern aufnehmen muss.
Kevin Hangleiter, Dornstadt
Phenothiazin war mir ein treuer Begleiter in meiner Zeit als Diplomand und Doktorand an der Universität. Es handelt sich um eine organische Verbindung, die einen aromatischen und einen heterocyclischen Charakter hat, aber erst ihre elektrochemischen Eigenschaften machen sie besonders interessant. Wir hatten etliche herausfordernde Tage der gefühlt nicht enden wollender Chromatographie durchlitten, als auch sehr viele schöne Momente erlebt, etwa wenn Synthesen und Reinigungsschritte erfolgreich waren oder unsere Artikel zur Publikation angenommen wurden. Vor allem hat mich Phenothiazin Geduld und Hartnäckigkeit gelehrt, wovon ich sowohl privat als auch im Berufsleben noch lange zehren werde.
Adam Franz, Weinheim
1,7-substituierte Anthracene faszinieren seit Anbeginn der Wissenschaft die Menschheit und haben als Nebenprodukt ihrer Erforschung zahlreiche Segnungen des Alltags hervorgebracht. Zumindest sind sie optisch äußerst ansprechend, sei es als Stoff mit grandioser Leuchtkraft, erst recht unter UV-Licht, und auch als Strukturformel auf dem Papier. Als Strukturgeber und Abstandshalter sind sie unübertroffen, leider schrecken viele vor der Empfindlichkeit der Anthraceneinheit zurück und weichen auf z.B. Benzophenoneinheiten aus (auch nicht schlecht, aber es geht eben nichts über das Original).
Ralf Hauck, Basel, Schweiz
All people from West to Polonia
were hungry or they had pneumonia
Along came Haber and Bosch
gave air an almighty push
and a catalyst to produce ammonia.
Wolfgang Gerhartz, Zwingenberg
Abb: Wikipedia Commons (https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AAmmoniak.svg)
Das 1973 in Science erstmals beschriebene "Gossyplure" ist ein Sexualpheromon der Baumwollmotte Pectinophora gossypiella Saunders (Lep: Gelechiidae), ein Gemisch zweier Isomerenpaare, des (Z,Z)- und (Z,E)-7,11-hexadecadienylacetats.
Es war im Juli 1973 der wertvollste Naturstoff, den man sich im Kampf mit der nach Kalifornien eingeschleppten Baumwollmotte vorstellen konnte und ist ein originelles Beispiel für nichttoxischen Pflanzenschutz durch Einsatz der Paarungsstörungsmethode. Der sofortige Einsatz im IPM in kalifornischen Baumwollfeldern unter Mosquitoschwärmen war ein schweißtreibender, doch lohnender Einsatz.
Zur Strukturaufklärung von mühsam isolierten 0.3 mg genügten die zerstörungsfreien spektroskopischen Untersuchungen durch IR, UV und NMR, sowie der kontrollierte Ozonabbau, der drei durch Gaschromatographie charakterisierbare Fragmente lieferte. Das EI-MS sowie die GC Retentionszeiten bestätigten die Struktur. Der Strukturbeweis erfolgte mittels Totalsynthese.
Hans E. Hummel, Gießen
Sehr schön symmetrisch, sieh´nur hin, das ist mein liebes Melamin.
Wenn es verknüpft mit Aldehyd, entsteht ein Harz von erster Güt´.
Beständig gegen Hitz´und Feuer und schließlich nicht einmal so teuer.
Ein Schaumstoff lässt sich daraus machen und noch viele andere Sachen.
Heinz Weber, Grünstadt
Dieses konjugierte System in beiden Ausgaben mit so unglaublich unterschiedlichen Eigenschaften hat es mir wirklich angetan, und ich meine tatsächlich die Schönheit des Molekülbaus. Ich habe damals über bis dato unbekannte Ester gearbeitet und promoviert.
Hans-Albrecht Meyer-Stoll, Moers
Wie ersichtlich, ist CO2 ein überaus elegantes Molekül: seine Geradlinigkeit (Linearität), seine Robustheit (Stabilität) und seine Gelassenheit (Reaktionsträgheit) bestechen. CO2 ist deshalb omnipräsenter Bestandteil der Atmosphäre, der Hydrosphäre und der Lithosphäre. In der Biosphäre ist CO2 essentieller Bestandteil des globalen Kohlenstoffzyklus und also eine Grundlage des Lebens auf unserem Planeten. Die extensive Nutzung fossiler Kohlenstoffquellen zur Energieerzeugung durch den Menschen hat CO2 unverschuldet als Klimakiller in Verruf gebracht; es bedarf der Ehrenrettung durch die Chemie.
Wir arbeiten daran: die Nutzung von CO2 als alternativer Kohlenstoffquelle ist Gegenstand wachsender internationaler Forschungstätigkeit, die industrielle Nutzung rückt in den Bereich des Möglichen und Sinnvollen.
Peter Orth, Köln
Bullvalen ist mein Lieblingsmolekül, weil es bei niedriger Temperatur unterschiedlich gebundene Wasserstoffatome aufweist, die aber bei höherer Temperatur alle im gleichen Bindungszustand sind.
Kurt Wendel, Ludwigshafen
RNA ist ein unglaublich vielseitiges und faszinierendes Molekül. Vermutlich ist RNA das erste entstandene Biomolekül und damit Basis allen Lebens. Heutzutage wird neben den katalytischen Funktionen mit Hochdruck das medizinische Potential des lange stiefmütterlich behandelten Stoffes erforscht. Entgegen der bis dato herrschenden Lehrmeinung stellte sich heraus, dass die RNA selbst sehr stabil ist und sich medizinisch als Botenstoff für Bauanleitung von Proteinen nutzen lässt. So werden aktuell bereits Krebstherapien, prophylaktische Impfstoffe und molekulare Therapien erforscht und entwickelt. RNA schafft damit den unglaublichen Spagat vom Ursprung allen Lebens bis hin zur modernsten Medikamentenentwicklung.
Dr. Wolfgang Große, Tübingen
Ich möchte als Lieblingsmolekül das von Prof. Tom Nilges publizierte neuartige Halbleitermaterial mit ganz eigenen mechanischen Eigenschaften und großem Potential für Anpassung durch Substitution vorschlagen. Ich habe es in einem Artikel der TU München gelesen und später einen Coffee-Talk von Prof. Nilges persönlich besucht. Es besteht aus der ersten anorganischen Doppelhelix und sollte hier nicht fehlen.
Markus Pielmeier, München
"Schließlich löst sich das Ganze in Systeme von Formeln auf, die untereinander irgendwie zusammenhängen, und es gibt in der weiten Welt nur einige Dutzend Menschen, die selbst von einem so einfachen Ding, wie es Wasser ist, das gleiche denken; alle anderen reden davon in Sprachen, die zwischen heute und einigen tausend Jahren früher irgendwo zu Hause sind. Man muß also sagen, daß ein Mensch, wenn er nur ein bißchen nachdenkt, gewissermaßen in recht unordentliche Gesellschaft gerät!"
(Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften, Erstes Buch, Zweiter Teil, Kapitel 28)
Ulrich Sattler, Berlin
Das stabile Yangs Biradikal mit einem Triplett-Grundzustand hat mich in meiner Diplomarbeit und daran anschließend für mehrere Jahre beschäftigt. Es besitzt dreizählige Symmetrie, eventuell nur im zeitlichen Mittel, wurde nach allen Regeln der Kunst, schwerpunktmäßig mit magnetischer Resonanz (EPR/ENDOR) untersucht, ohne alle Geheimnisse preiszugeben. Seine diamagntische Vorstufe, genannt HTA ("Hexa-tert-butylaurin"), bildete sich bei metallorganischen Synthesen auch aus unerwarteten Vorstufen (z.B. Oxalsäurediethylester).
Burkhard Kirste, Berlin
Kupfer ist mein Lieblingselement. Es verbindet das Thema meiner Promotion mit einer der edelsten Spirituosen, schottischem Malzwhisky, zu dessen Herstellung es als Material der Brennblasen unabdingbar ist.
Horst Klassen, Erftstadt
Halbleitende Polymere wie das Poly(para-phenylen-vinylen) - kurz PPV - bilden die aktiven Photoschichten in Applikationen wie flexiblen AMOLED Displays (Active Matrix Organic LED) oder organischen Solarzellenfolien.
Es handelt sich bei dieser Thematik um ein Paradebeispiel für die Weiterentwicklung wissenschaftlicher Konzepte. Denn PPV ist kein elektrischer Isolator wie die herkömmlichen Kunststoffe. Bei der Synthese dieser Hightech-Polymere bildet sich nämlich ein durchgehend konjugiertes Doppelbindungssystem aus, das den Polymermolekülen die Fähigkeit verleiht, Ladungen zu transportieren und mit sichtbarem Licht zu wechselwirken. Ein schönes Beispiel für das Struktur-Eigenschafts-Konzept der Chemie.
Mein persönlicher Favorit ist das Superyellow, ein Derivat des PPVs. Mit diesem Polymer gelang es mir in meiner Doktorarbeit eine low-cost OLED für den Schulunterricht und die Wissenschaftskommunikation zu entwickeln: Der Durchbruch in meiner wissenschaftlichen Karriere.
Amitabh Banerji, Köln
Weil es wenig gibt, das so fest zusammenhält.
Eliza Leusmann, Frankfurt a.M.
Dimeres 2,2,2,4,4,4-Hexafluoro-1,3-dimethyl-1,3,2,4-diazadiphosphetidin [(CH3NPF3)2]2 oder einfacher nach alter Nomenclatur: tetrameres Methyliminophosphorsäuretrifluorid (CH3NPF3)4. Eines der wenigen rein nichtmetallischen Moleküle mit würfelförmiger Grundstruktur in Analogie zum Kuban C8H8. Eine Verbindung mit vierfach zwitterionischer Struktur, thermisch und hydrolytisch bemerkenswert stabil. In der Regelmäßigkeit der dreidimensionalen Anordnung mit hoher Symmetrie der einander durchdringenden Phosphor- und Stickstoff-Tetraeder einfach ein „schönes“ Molekül.
Michael Charwath, Laxenburg, Österreich
Gleich zwei Mitglieder haben das Fulleren zu ihrem Lieblingsmolekül gekürt:
Es bietet eine faszinierende Schönheit für Laien und Experten gleichermaßen. Eine zufällige Auffindungsgeschichte und Charakterisierung mit krönendem Nobelpreis, perfekte Harmonie/Symmetrie, den Bezug zu einem Massen-Hobby (eher Männer) und Aspiration für unter Hochdruck entstehenden Luxus-Buckydiamond (eher Frauen). Es bietet unglaublich vielseitige Inspiration in praktisch jedes potentielle Forschungsgebiet. Aber den Abschluss bildet für mich, dass es praktisch mit jedem normalen Russ z.B. an der Weihnachtskerze entstehen kann.
Ich wünsche mir daher, daß Buckminsterfulleren Heerscharen aufgeweckter Menschen zur Naturwissenschaft inspiriert und damit die Welt runder macht.
Jens Kremeskötter, Ludwigshafen
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Zum einen besticht es durch seine Ästhetik: seine Geometrie, seine strukturelle Anmut wie auch die Farbe seiner Lösungen. Zum anderen symbolisiert es für mich eine Brücke zur Nanotechnologie mit zahlreichen - zumindest denkbaren - Anwendungen. Nicht zuletzt hatte ich das große Glück, nach seiner 'erneuten' Entdeckung und Strukturaufklärung am MPI für Kernphysik in Heidelberg als einer der ersten Chemiker im Rahmen meines Chemiestudiums damit zu arbeiten. :-)
Matthias Brunner, Heidelberg
Bild: Sponk, Buckminsterfullerene animated, CC BY-SA 3.0 (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Buckminsterfullerene_animated.gif)
Das erste, 1986 quantenchemisch vorhergesagte neutrale Molekül, in dem Helium seine Noblesse etwas relativiert und eine Bindung eingeht. Mit damals state-of-the-art Rechenverfahren konnten Gernot Frenking, Jack Collins und ich eine He-Be Bindungsenergie von einigen kcal/mol bestimmen, das Molekül sollte also prinzipiell in der Gasphase beobachtbar sein. Diese Voraussage hat einige Aufmerksamkeit erregt und es u.a. bis in die New York Times („On Elements That Want to Be Alone“) und die FAZ gebracht; die experimentelle Bestätigung steht allerdings noch aus (die schwereren Elementhomologe sind dagegen experimentell identifiziert worden).
Wolfram Koch, Frankfurt a.M.
Bei meinem Lieblingsmolekül handelt es sich um Methylhydrazincarbodithioat. Es ist das Ausgangsmolekül meiner Masterarbeit mit einer sehr interessanten und vielfältigen Chemie. Nur meinen Laborpartnern missfällt die Synthese des Moleküls, schließlich stinkt es gewaltig.
Alexander Haseloer, Köln
Mein Lieblingsmolekül ist der Fluoreszenzfarbstoff S-13 (RN 110590-84-6) weil seine Entwicklung einen Durchbruch in der Chemie löslicher Perylen-Fluoreszenzfarbstoffe und weiterer Abkömmlinge darstellte. Diese sind nicht nur als vielseitige optische Funktionalmaterialien interessant, sondern sind auch ästhetisch ansprechend durch ihre schöne Farbenvielfalt.
Heinz Langhals, München
Mein Lieblingsmolekül: Houttuynoid B. Ich habe dieses Molekül 2015 nach jahrelanger Forschung erstmalig totalsynthetisieren können. Viel Zeit, sowohl in Form von körperlicher, aber auch intellektueller Art, aber ebenso viel Frustration habe ich in die Totalsynthese dieses Moleküls gesteckt - es hat also mein Leben mehr als nachhaltig beeinflusst.
Thomas Kerl, Köln
Das regelmäßige Sechseck des Benzolmolekülgerüsts ist eine Ikone der Chemie – wissenschaftlich ungeheuer befruchtend (man denke nur an das großartige Konzept der Aromatizität) und ästhetisch ansprechend. Auch Sprachwissenschaftler könnten sich sicher gut mit Benzol beschäftigen: Während meine Freunde aus dem Westteil Deutschlands fast ausschließlich Benzol sagen, sprechen meine Freunde aus dem Osten von Benzen, was nach Iupac übrigens auch die korrekte Bezeichnung ist.
Und schließlich gibt es da ja noch den alten Chemikerwitz: »Fragt der Theoretiker den Organiker: 'Was macht eigentlich der Sauerstoff in dem Cyclohexan?'»
Christian Remenyi, Frankfurt a.M.
Dieses Triazolopyrimidin-Derivat ist aus Aminotriazol und Acetessigester leicht zugänglich, aber wahrscheinlich wenig bekannt. 1935 entdeckte Emil Joachim Birr (im ersten Jahr seiner Berufstätigkeit in der Filmfabrik Wolfen!) die hervorragende stabilisierende Wirkung der Substanz auf fotografische Halogensilberemulsionen und gab ihr obigen Tarnnamen. Bis 1945 blieb sie Geheimnis und Monopol der Agfa. Danach war sie weltweit in nahezu jedem Fotomaterial enthalten. Mit dem Ausklingen der Silberhalogenidfotografie bleibt ihr der Trost, dass sie nun auch in der Synthese von Pharmazeutika eine Rolle spielt.
Gunther Fischer, Leipzig
Mein Lieblingsmolekül ist das (all-E)-Lycopin, ein acyclisches Carotinoid, das für die rote Farbe der Tomate verantwortlich ist. Dieses Molekül hat mir viel Kopfzerbrechen in den letzten Jahren bereitet und war analytisch oft eine Herausforderung. Das Molekül hat aber auch dazu beigetragen, wissenschaftliche und persönliche Kontakte zu knüpfen, da ich fünf Jahre lang ein EU-Projekt koordinieren durfte, das sich mit den Eigenschaften dieses Moleküls beschäftigt hat. Das Molekül ist daneben auch kulinarisch interessant, was die große Zahl an Rezepten mit Tomaten und Tomatenprodukten belegt.
Volker Böhm, Jena
„Das Gelbe vom Zucker“:
Sweet Switches, wie dieses Azobenzolmannosid, haben eine gelborange Farbe, bilden auf Goldoberflächen Glyco-SAMs und erlauben die reversible Orientierungsänderung der Zuckerkopfgruppe durch Bestrahlung: raffiniert & kontrolliert, nützlich & schön!
Thisbe K. Lindhorst, Kiel
Jede/r Teilnehmer/in erklärt mit der Einsendung seiner Datei, dass er/sie mit der Veröffentlichung und der Nennung seines Namens einverstanden ist. Ein Rechtsanspruch auf Veröffentlichung besteht nicht.
Jede/r Teilnehmer/in erklärt mit der Einsendung seiner Datei, dass er/sie im Besitz der Bildrechte für Abbildungen, Graphiken etc. ist. Graphiken sollen das Molekül annähernd korrekt abbilden und können auch selbst gezeichnet sein.
Teilnehmer/innen können mehrere Lieblingsmoleküle einreichen, jede/r Einsender/in nimmt aber nur einmal an der Verlosung teil.
Wenn wir Ihr Molekül in unsere Sammlung aufnehmen, informieren wir Sie (nicht sofort, sondern per Sammelbestätigung alle paar Wochen). Bitte haben Sie Verständnis, dass wir Sie nicht benachrichtigen können, wenn Ihr Molekül online geht. Schauen Sie einfach öfter hier vorbei.
zuletzt geändert am: 26.10.2016 09:50 Uhr von K.J.Schmitz