Dr. Karolin Sommer fand die Analytische Chemie schon immer spannend. Nach ihrer Promotion in Analytischer Chemie stieg sie als QC-Expertin in der Elementanalytik bei ihrem jetzigen Arbeitgeber ein. Heute ist sie als Senior Scientist in einem Labor für Elementanalytik im Bereich Forschung und Entwicklung tätig. Eine ihrer Hauptaufgaben ist die Koordinierung verschiedener analytischer Projekte, auch über das Labor hinaus.
Mir war schon früh klar, dass ich nach der Schule ein naturwissenschaftliches Studium aufnehmen möchte. Letztendlich habe ich mich für Lebensmittelchemie entschieden, jedoch alle Abschlussarbeiten und meine Promotion in analytischer Chemie durchgeführt. Die Analytik war für mich auch der Grund, Lebensmittelchemie zu wählen, da sie einen wesentlichen Teil des Studiums ausmacht. Das Thema analytische Chemie fand ich schon immer spannend; es lässt sich irgendwie mit dem Lösen von Knobelaufgaben oder Puzzles vergleichen. Wenn man die geeignete Analysetechnik findet, kann man (fast) alle Fragen beantworten – das weckt auch heute noch meinen Ehrgeiz, Neues zu lernen.
Ich habe mich während meiner Promotion mit der Analytik von Gd-basierten Kontrastmitteln beschäftigt und hatte dadurch einen starken Fokus auf Elementanalytik. Als eine Stelle für eine QC-Expert*in in der Elementanalytik bei meinem jetzigen Arbeitgeber ausgeschrieben wurde, habe ich nicht lange gezögert, mich zu bewerben. Der Einstieg ins Berufsleben auf einer Expertenstelle war aus meiner Sicht wirklich optimal. In einem großen Unternehmen, insbesondere in der Qualitätskontrolle, ist vieles anders, als man es von der Universität gewohnt ist; es dauert eine Weile, bis man alle Abläufe versteht. Da meine neuen Aufgaben (Methodenentwicklung, Koordinierung von Messungen, Implementierung neuer Geräte) jedoch gar nicht so weit von denen während meiner Promotion entfernt waren, fiel mir der Übergang von der Universität zur Industrie viel leichter als gedacht.
Ich bin Senior Scientist in einem Labor für Elementanalytik, allerdings nicht mehr in der Qualitätskontrolle, sondern im Bereich Forschung und Entwicklung. Eine meiner Hauptaufgaben ist die Koordinierung verschiedener analytischer Projekte, auch über mein Labor hinaus. Das umfasst die Auswahl der bestgeeignetsten Methode, das Koordinieren von Proben sowie die Evaluierung und Interpretation der Ergebnisse. Außerdem entwickle ich selbst Methoden und sorge dafür, dass unser Labor wissenschaftlich auf dem neuesten Stand bleibt. Literaturrecherche und praktische Arbeiten im Labor gehören also ebenfalls zu meinen Aufgabenbereichen. Auch wenn der Anteil an Laborarbeit im Laufe der Zeit bei mir abgenommen hat, genieße ich vor allem die Abwechslung, die mir meine aktuelle Position bietet.
Ich denke, man sollte für die Arbeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin vor allem eine gewisse wissenschaftliche Neugier mitbringen. Auch wenn ich keine direkte Personalverantwortung habe, sind Organisationstalent und Kommunikationsfähigkeit sehr wichtig, um in Projekten effektiv mit anderen Kolleg*innen zusammenzuarbeiten und gegebenenfalls auch fachlich zu führen.
Einen wirklich typischen Arbeitstag gibt es fast gar nicht – eigentlich ist jeder Tag irgendwie anders. Morgens bespreche ich in der Regel mit einem Teil unseres Laborteams, welche Messungen anstehen und ob bzw. wie meine Unterstützung benötigt wird. Phasenweise bin ich selbst im Labor, wobei der Anteil aktuell nur noch etwa 10-20 % meines Alltags ausmacht. Ansonsten bin ich viel in Projektteams eingespannt, betreue unsere Praktikant*innen oder unterstütze unsere Laborleitung bei organisatorischen Themen im Labor. Ich arbeite in verschiedenen Teams, teilweise auch abteilungsübergreifend. Da ist es sehr wichtig, gut zu kommunizieren, um sicherzustellen, dass alle Informationen bei allen beteiligten Parteien ankommen.
Der Arbeitsalltag im Job im Vergleich zum Studium/zur Promotion ist schon sehr unterschiedlich und vermutlich vor allem geregelter. Die Promotion war jedoch auf jeden Fall eine sehr gute Vorbereitung auf meine aktuelle Arbeit. Abgesehen von den fachlichen Dingen, die ich gelernt habe, ist Frustrationstoleranz sicher eine der Kernkompetenzen, die man in der Promotion erwirbt. Auch die Notwendigkeit, sich stark selbst zu organisieren und für eigene Projekte verantwortlich zu sein, ist eine hervorragende Vorbereitung. Generell würde ich sagen, dass die fachlichen Kompetenzen, die man sich aneignet, oft weniger wichtig sind, als man denkt. Vielmehr ist es die persönliche Entwicklung, die man während des Studiums und der Promotion durchläuft.
Ich mag die Abwechslung. Kaum ein analytisches Projekt ist gleich, und es gibt immer neue Herausforderungen zu lösen. Dazu kommt die Vielfalt im Alltag durch die verschiedenen Aufgaben, die ich habe. Manchmal passiert es natürlich, dass sich Fragestellungen, die wir erhalten, nicht so einfach lösen lassen. Gemeinsam im Team finden wir jedoch eigentlich immer eine Antwort, und wir kommen irgendwie zum Erfolg, was die Teamarbeit natürlich umso schöner macht.
Die Aufstiegsmöglichkeiten als Experte sind häufig begrenzt, wobei bei uns im Unternehmen in den letzten Jahren auch für eine Fachkarriere viele neue Möglichkeiten geschaffen wurden. Natürlich hat man auch die Möglichkeit, sich in Richtung Führungsrolle oder beispielsweise Projektmanagement weiterzuentwickeln. Das hängt immer von den eigenen Präferenzen ab und muss keine Einbahnstraße sein.
Ich würde dazu raten, immer über den eigenen Tellerrand hinauszublicken. Sei es Interesse für Physik, Informatik, Wirtschaft oder etwas ganz anderes - es ist eher ein Vor- als ein Nachteil, sich breit aufzustellen, und hebt Sie von anderen Bewerbern ab.
Wenn Sie sich für einen bestimmten Bereich der Industrie besonders interessieren, machen Sie dort während des Studiums ein Praktikum. Gerade Praktika bieten die Möglichkeit, schon einmal in ein Unternehmen hineinzuschnuppern.
Nutzen Sie zudem Ihr Netzwerk aus Kommilitonen, Ehemaligen des Arbeitskreises oder Kontakten, die Sie auf Konferenzen knüpfen können. So eröffnen sich vielleicht ganz neue Möglichkeiten, die Sie bisher noch gar nicht in Betracht gezogen haben.
Hinweis: Aus Gründen der Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung genderspezifischer Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten für alle Geschlechter.
zuletzt geändert am: 13.12.2024 10:35 Uhr von A.Miller