Alexander Lotz hat Chemie und Biologie auf Lehramt studiert. Nach dem Studium ist er ganz klassisch als Chemie- und Biologielehrer in den Beruf eingestiegen. Mit Begeisterung geht er seinem Beruf nach, aktuell an einer Gemeinschaftsschule in Berlin-Kreuzberg.
Ich wollte in der Tat schon immer Lehrer werden. In der Schule hatte ich selbst Biologieleistungskurs. Vor allem humanbiologische Themen haben mich sehr interessiert. Ich wusste, dass ich auf jeden Fall Biologie studieren möchte. Auf der Suche nach einem zweiten Fach lag dann Chemie nahe. Insbesondere deshalb, weil sich beide Fächer gut ergänzen. Darüber hinaus hatte mir der Chemieunterricht in der Oberstufe Spaß gemacht. Also schrieb ich mich zum Wintersemester 2003/2004 für ein Lehramtsstudium mit den Fächern Biologie und Chemie an der Humboldt-Universität in Berlin ein.
Mein Berufseinstieg war ein klassischer Einstieg, wie er bei Lehrkräften üblich ist. Ich kam in den Vorbereitungsdienst in Berlin und unterrichtete an einem Gymnasium in Berlin-Hohenschönhausen die Fächer Biologie und Chemie. Ich hatte wirklich gute Ausbilder in beiden Fächern, die mir methodisch und didaktisch viel beigebracht haben. Die Kollegen an der Schule waren sehr nett und hilfsbereit, auch wenn ihre Vorstellungen von gutem Unterricht davon abwichen, was mir im Referendariat von meinen Ausbildern beigebracht wurde. Ich muss gestehen, dass ich erst jetzt anfing, mich wirklich für das Fach Chemie zu begeistern. Dies war auch auf Grund des Leistungsdruckes schwierig.
Jetzt merke ich, wie spannend es ist, Chemie zu unterrichten.
Dies wurde mir an meiner Uni leider nicht gezeigt.
Heute unterrichte ich mit viel Begeisterung die Fächer Biologie und Chemie an einer Gemeinschaftsschule in Berlin-Kreuzberg. Ich bin zudem Klassenlehrer einer 8. Klasse, was eine Menge an pädagogischen und organisatorischen Herausforderungen mit sich bringt. Viele meiner Schüler bringen keine guten Lernvoraussetzungen mit: Sie können nicht gut lesen und schreiben, haben wenig Weltwissen. Einem Teil fehlt es auch an der Fähigkeit, ihr Verhalten so zu regulieren, dass sie problemlos am Unterricht in einer Gruppe teilnehmen können. Mit viel Geduld, Zuspruch und einer ordentlichen Portion Humor lässt sich damit aber gut umgehen. Außerdem habe ich tolle Kollegen und eine gute Schulleitung, die uns stets sehr unterstützt.
Man sollte Lust haben, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten, sie zu begleiten und zu unterstützen. Dazu benötigt man gute Kenntnisse in Fachwissenschaft, Pädagogik und Didaktik. Außerdem sollte man sich im Schulrecht gut auskennen. Ein gutes Zeitmanagement ist ebenfalls sehr hilfreich, wenn man möglichst wenig Stress bekommen möchte. Teamarbeit wird zunehmend wichtig, auch in der Schule. Man kooperiert häufiger mit Kollegen. Und nicht zuletzt sollte man lernen sich selbst und seinen Unterricht zu reflektieren, um einzuschätzen, ob man die Kinder beim Lernen tatsächlich unterstützt. Nur dann ist man auch in der Lage etwas zu verbessern und sich beständig weiterzuentwickeln.
Mein typischer Arbeitstag beginnt in der Regel schon am Abend zuvor: Da schaue ich, ob ich alles für den Unterricht am kommenden Tag vorbereitet habe und kümmere mich auch noch um die Vorbereitung etwas aufwändigerer Unterrichtsstunden, die in den kommenden Tagen anstehen. Meist beginnt mein Unterrichtstag dann um 8 Uhr. Ab 7:30 Uhr bin ich meist in der Schule, um noch Kopien abzuholen und Experimente aufzubauen. Je nach Stundenplan habe ich dann hintereinander drei bis sechs Stunden Unterricht. Ich muss zum Glück selten den Raum wechseln, weil ich meinen gesamten Fachunterricht in ein und dem gleichen Fachraum habe. Das spart viel Zeit in der Vor- und Nachbereitung. Entweder geht es dann nach dem Unterricht nach Hause oder in den Sport. Den brauche ich zum Ausgleich. Vor allem Yoga tut mir gut. Mindestens einmal in der Woche sind allerdings noch Konferenzen am Nachmittag bis 16 oder 17 Uhr. Zu Hause führe ich dann noch Elterngespräche am Telefon und bearbeite E-Mails.
Ich habe ja ein Lehramtsstudium für das Gymnasium absolviert. In meinem Studium stand vor allem Erwerb der von Fachwissen im Vordergrund sowie ein wenig Fachdidaktik und noch weniger Pädagogik. Auch wenn vieles davon wenig mit dem zu tun hat, was ich heute an meiner Schule an Kompetenzen benötige,
um ein guter Lehrer und Pädagoge zu sein, ist das Studium nach wie vor eine wichtige Grundlage für meinen Beruf.
Es ist oft wichtiger als man denkt, dass Lehrer fachlich verstehen, was sie unterrichten und sie Fachkenntnisse über den Schulstoff hinaus haben. Das merke ich gerade dann, wenn ich beispielsweise fachfremd Ethik und Physik in meiner Klasse unterrichte. Wenn ich mich inhaltlich nicht gut auskenne, dann merke ich sofort, wie ich didaktisch unsicher werde und mein Unterricht darunter leidet. Außerdem habe ich in der Uni gelernt, wie man Unterrichtsinhalte fachdidaktisch aufarbeitet und Interessen der Schüler erhebt und zum Ausgangspunkt des Lernens macht.
Mich begeistert die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen. Vor allem fühle ich mich stets positiv herausgefordert, herauszufinden, was die Unterrichtsinhalte mit der Lebenswelt meiner Schüler zu tun haben. Ich stelle mir immer wieder die Frage, welche chemischen Erscheinungen den Kindern in ihrem Alltag begegnen. Was verstehen sie besser, wenn sie die Chemie dahinter entdeckt haben und erklären können? Deshalb schätze ich die pädagogische Freiheit, die ich in diesem Rahmen habe, sehr. Auch wenn es eine große Herausforderung ist –
den Unterricht in seinem Niveau an die Lernvoraussetzungen der Kinder so anzupassen, dass sie auch den kleinsten nächsten Schritt meistern können, ist das, was mir Spaß macht.
Ja. Defintiv. Seit ich an einer Schule im sozialen Brennpunkt unterrichte, sind unglaublich viele Aufgaben hinzugekommen. Oft geht es darum, die widrigen Lernvoraussetzungen, die sich aus der sozialen Herkunft der Kinder und Jugendlichen ergeben, aufzufangen. Einiges sehe ich zwar in der elterlichen Verantwortung, jedoch können einige Eltern ihren Kindern nicht mehr Unterstützung bieten. Ursachen sind häufig soziale Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten, die strukturell bedingt sein können.
Als Lehrer gibt es die Möglichkeiten in Schule Karriere zu machen. Das heißt, man kann Funktionsstellen besetzen (Fachleitung, Fachbereichsleitung). Man kann in die Schulleitung aufsteigen oder in der Ausbildung von angehenden Lehrern aktiv werden. Man kann natürlich auch promovieren.
Man sollte sich bewusst sein, dass der Lehrerberuf ein wunderbarer Beruf ist, der unglaublich vielseitig ist und von einem hohen Maß an Verantwortung und Gestaltungsspielräumen geprägt ist. Gleichzeitig ist es aber auch ein sehr anspruchsvoller Beruf, der insbesondere außerhalb der Ferien belastend sein kann, so dass wenig Zeit und Gedanken für außerschulische Dinge bleiben. Man braucht ein Bewusstsein für persönliche Grenzen, ein gutes Zeitmanagement und einen guten körperlichen wie auch seelischen Ausgleich.
Hinweis: Aus Gründen der Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung genderspezifischer Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten für alle Geschlechter.
zuletzt geändert am: 26.01.2024 09:28 Uhr von Y.Yasin