Dozent Krisenmanagement

ICH BIN: Dozent für Krisenmanagement

Brandrat Frank Spahlholz
Institut der Feuerwehr NRW



Frank Spahlholz entschloss sich nach dem Chemiestudium dazu, sein Hobby zum Beruf zu machen und feuerwehrtechnischer Beamter zu werden. 2022 beendete er seinen Vorbereitungsdienst und ist seitdem als Brandrat und feuerwehrtechnischer Dozent im Bereich Krisenmanagement und Katastrophenschutz tätig.

Wieso haben Sie sich für ihr Fachgebiet entschieden? Was hat Sie daran gereizt?

Als ich klein war, habe ich einmal gesagt: "Wenn ich groß bin, werde ich mal Feuerwehrmann!". Mit 11 Jahren trat ich der Jugendfeuerwehr in meinem Ort bei und begeisterte mich fortwährend für die Feuerwehr. Nach dem Abitur begann ich parallel zu meinem Wehrersatzdienst bei der Freiwilligen Feuerwehr ein Studium der Technischen Chemie an der TH Köln. Bereits dort merkte ich die Schnittmengen von Feuerwehr und Chemie, mein Wissen konnte ich dort bereits in zwei Einsätzen mit chemischem Gefahrgut unter Beweis stellen. Nach dem Bachelor-Abschluss absolvierte ich in Bonn mein Master-Studium. Dort wurde der Ruf in mir lauter, "Mach dein Hobby zum Beruf und du hast jeden Tag Freizeit!". Und dann habe ich das einfach gemacht und bin nun überglücklich.

Wie sah Ihr Berufseinstieg aus?

Vor dem Berufseinstieg stand wie bei allen Anwärtern für das zweite Einstiegsamt der Laufbahngruppe 2 das Referendariat an. Hier wurde mir umfassendes Wissen über die Feuerwehr vermittelt. Von den Grundlagen, z. B. wie man zwei Schläuche aneinander kuppelt, über Führungslehre in den verschiedenen Führungsstufen bis hin zu Managementthemen wurde mir das Rüstzeug für meine spätere Verwendung im Feuerwehrwesen beigebracht. Ich habe gelernt, Führungsaufgaben wahrzunehmen und auch größere Einsatzlagen zu koordinieren.

War Ihnen bewusst, dass Sie in Ihr heutiges Berufsfeld gehen möchten? Oder gab es weitere Stationen, die Sie dorthin gebracht haben?

Mir war von Anfang an bewusst, dass eine spätere Tätigkeit im Feuerwehrwesen für mich grundsätzlich in Betracht kommt. Nach meinem Studium konnte ich direkt in die Laufbahnausbildung starten.

Was machen Sie heute? Welche Aufgaben haben Sie als Dozent für Krisenmanagement?

Das Institut der Feuerwehr NRW ist die zentrale Aus- und Fortbildungseinrichtung für Führungskräfte der Feuerwehren in Nordrhein-Westfalen.
Meine Aufgabe ist die Ausbildung operativ-taktischer Stäbe. Hierbei bereite ich sie auf ihre komplexen und verantwortungsvollen Aufgaben insbesondere bei Großeinsatzlagen und Katastrophen vor. Neben der Tätigkeit als Dozent in der feuerwehrtechnischen Lehre gehört auch die Vor- und Nachbereitung des Unterrichts zu meinem Arbeitsalltag. Neben der feuerwehrtechnischen Arbeit in der Lehre bin ich weiterhin in meiner Freiwilligen Feuerwehr im Einsatzdienst aktiv, um weiterhin praktische Erfahrungen zu sammeln.

Welche Kenntnisse und Eigenschaften sollte man für Ihr Berufsfeld mitbringen?

Neben körperlicher Fitness gehört die psychische Belastbarkeit und Entscheidungsfreudigkeit auch unter Zeitdruck zu den absoluten Muss-Kriterien in meinem Berufsfeld, da man im Einsatzdienst früher oder später auch mit belastenden Situationen in Kontakt kommt. Wenn man jedoch erfolgreich Menschenleben retten konnte, entschädigt dies die belastenden Situationen um ein Vielfaches. Kameradschaft wird bei uns groß geschrieben, da wir in Einsätzen jeglicher Art nur als Team funktionieren können, oftmals vertrauen wir uns gegenseitig sogar unser Leben an. 

Beschreiben Sie einen typischen Arbeitstag. Gibt es unvorhergesehen Ereignisse, die Ihre Aufmerksamkeit fordern? Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Kollegen? Arbeiten Sie im Team?

Mein typischer Arbeitstag beginnt in der Regel schon Tage oder Wochen zuvor: Da schaue ich, ob ich alles für die Lehrgänge und Seminare der nächsten Woche vorbereitet habe und kümmere mich auch noch um die Vorbereitung aufwändigerer Stabsrahmenübungen, die in der Folgewoche anstehen. Meist beginnt mein Unterrichtstag um 7:45 Uhr. Davor bin ich meist am Institut der Feuerwehr, um noch letzte Vorbereitungen für den Unterricht bzw. die Übungen zu treffen. Nach Dienstschluss geht es nach Hause oder in die institutseigene Sporthalle mit Fitnessraum.

Inwieweit unterscheidet sich Ihr Arbeitsalltag heute von dem während des Studiums? Inwiefern hat Ihr Studium Sie auf Ihren heutigen Job vorbereitet?

Während des Studiums war man immer unter "Gleichgesinnten" gewesen, das ist bei der Feuerwehr fundamental anders. Hier wird Fachwissen aus unterschiedlichsten Disziplinen benötigt, um die komplexen Einsatzlagen, die die Feuerwehr fortlaufend herausfordern, meistern zu können. Bei der Feuerwehr ist das Team entscheidend, da wir neben Chemikern auch Biologen, Physiker, Ingenieure, Architekten, Verwaltungsfachleute aber auch Leute mit dualer Berufsausbildung im technischen Bereich (z. B. Handwerker) beschäftigt haben.

Das Studium der Chemie hat meine Fähigkeit des analytischen Denkens verbessert und es mir so ermöglicht, in komplexen Einsatzsituationen einen kühlen Kopf zu bewahren und die Lage strukturiert abzuarbeiten. Bei Einsatzlagen in Zusammenhang mit chemischen Gefahrgut kann ich dank meines Studiums die Risiken zahlreicher Stoffe beurteilen und so meine Einsatzkräfte und die Bevölkerung vor den von den Stoffen ausgehenden Gefahren schützen.

Was begeistert Sie an Ihrer Arbeit? Gibt es besondere Herausforderungen?

Ich kann Menschen trainieren, in kritischen Einsatzsituationen die einsatztaktisch richtigen Entscheidungen zu treffen. Das macht mich unglaublich stolz. Herausfordernd ist es immer, die eigenen Lehrgangs- und Seminarteilnehmenden in der Prüfung zu sehen. Hier zeigt sich, ob die eigene Lehrtätigkeit der letzten Tage erfolgreich gewesen ist oder nicht.
 

Wie sehen Karrieremöglichkeiten in Ihrem Berufsfeld aus?

Wenn man mit einem Bachelor-Abschluss den Einstieg in die Laufbahngruppe 2.1 (ehemals gehobener Dienst) wählt, kann man sich beruflich gut entwickeln. Hierbei ist ein Einsatz in unterschiedlichen Fachbereichen (z. B. Ausbildung, Technik, Einsatzorganisation oder Gefahrenprävention) möglich. Bei fachlicher Leistung, Eignung und Befähigung kann man über einen einjährigen Vorbereitungsdienst in die Laufbahngruppe 2.2 aufsteigen.
Wenn man mit einem Master-Abschluss den Einstieg in die Laufbahngruppe 2.2 (ehemals höherer Dienst) wählt, kann man sich beruflich noch weiter entwickeln. Hier wird man jedoch vorwiegend in Führungsfunktionen als Abteilungs- oder Amtsleiter eingesetzt.

Wenn jemand den gleichen Karriereweg einschlagen möchte, was würden Sie ihm raten?

Man sollte sich bewusst sein, dass das Berufsfeld Feuerwehr ein ganz besonderes ist, welches unglaublich vielseitig ist und von einem hohen Maß an Verantwortung geprägt ist. Gleichzeitig ist es aber auch ein sehr anspruchsvoller Beruf, der insbesondere im Einsatzdienst sehr belastende Situationen hervorrufen kann.

Hinweis: Aus Gründen der Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung genderspezifischer Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten für alle Geschlechter.

zuletzt geändert am: 04.08.2023 11:44 Uhr von Y.Yasin