Nach dem Chemiestudium mit Promotion in Heidelberg und einem Forschungsaufenthalt in Hannover trat Lili Wachenheim im Jahr 1918 als erste Chemikerin eine Stelle bei BASF an. Doch schon im selben Jahr schied sie nach ihrer Heirat wieder aus dem Unternehmen aus. Ihre Spur verliert sich ganz, als sie in den 1930er-Jahren mit ihrer Familie in die USA emigrierte.
Lili Wachenheim wurde am 23. April 1893 in Mannheim geboren. Sie studierte an der Universität Heidelberg Chemie und wurde 1916 mit der Arbeit „Über das Zerfallsgewicht von Nitrosylchlorid“ promoviert. Nach einer Assistenzzeit bei Max Bodenstein (1871-1942) am Elektrochemischen Institut der Technischen Hochschule Hannover wurde sie am 2. Januar 1918 als erste Chemikerin bei BASF eingestellt. Sie arbeitete im Ammoniak-Laboratorium, das unter der Leitung von Alwin Mittasch (1869-1953) stand. Mittasch war ein Chemiker sorbischer Herkunft, der vor allem durch seine bahnbrechenden Arbeiten zur Katalysatorentwicklung für die Ammoniak-Synthese nach dem Haber-Bosch-Verfahren bekannt wurde.
Der erste Forschungsbericht von Wachenheim trägt den Titel „Über die Einwirkung von Stickstoffdioxyd auf Wasser und Salpetersäure in verschiedener Konzentration“ und datiert auf den 11. März 1918. Zwei weitere Forschungsberichte folgten. Zum Ende des Jahres 1918 trat Wachenheim wegen ihrer Heirat mit dem Chemiker Heinrich Müller aus dem Unternehmen aus. Der gesellschaftliche Konsens in der damaligen Zeit war, dass eine Berufstätigkeit nicht mit der Rolle als Frau und Mutter vereinbar sei. Die Familie emigrierte in den 1930er-Jahren in die USA. Über den weiteren Werdegang von Lili Wachenheim liegen leider keine Informationen vor. Lili Wachenheim starb am 12. Mai 1989 in den USA.
(Biographie um Todesdatum und -Quelle ergänzt von K.J.Schmitz)
In den Nachr. Chem. 70, Juli/August 2022, S. 22 erschien ein weiterer Beitrag über Lilly Wachenheim. Autorin ist Gisela Boeck, stellv. Vorsitzende der GDCh-Fachgruppe Geschichte der Chemie. Zum Beitrag in der GDCh-App.
Hinweis
Die in dieser Reihe veröffentlichten Texte erheben nicht den Anspruch einer wissenschaftlichen Veröffentlichung. Autoren und andere beteiligte Personen sind keine wissenschaftshistorischen Expertinnen und Experten. Zweck der Reihe ist es, die meist unbekannten Chemikerinnen vorzustellen und an die bekanten Chemikerinnen zu erinnern. Leserinnen und Leser, die mehr wissen wollen, möchten wir ermutigen, wissenschaftliche Quellen zu den vorgestellten Frauen zu studieren. In einigen Fällen gibt es ausführliche chemiehistorische Arbeiten.
Autoren
Prof. Dr. Eberhard Ehlers
Prof. Dr. Heribert Offermanns
Redaktionelle Bearbeitung
Dr. Uta Neubauer
Projektleitung
Dr. Karin J. Schmitz (GDCh-Öffentlichkeitsarbeit)
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Foto: BASF Corporate History, Ludwigshafen a.Rh (Download nicht gestattet)
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zuletzt geändert am: 15.07.2022 15:43 Uhr von K.J.Schmitz