Hier finden Sie eine Zusammenfassung der WiFo-Highlights. Zum Öffnen der Texte für die einzelnen Tage klicken Sie auf den Pfeil neben der Überschrift. Für einige der Programmpunkte existieren auch Videos. Die Links dazu finden Sie bei den einzelnen Tagen. Am Ende dieser Seite finden Sie eine Fotorevue der Geschenke, die wir beim WiFo von befreundeten Gesellschaften aus aller Welt erhalten haben.
Eine Bilderstrecke mit einigen der Highlights finden Sie im Heft 11 der "Nachrichten" oder hier.
On ChemistryViews you will find a compilation of the highlights in English
Am Sonntag startete die diesjährige Jahrestagung der GDCh (Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.) mit einer ganz außergewöhnlichen Eröffnungsfeier im Konzerthaus am Berliner Gendarmenmarkt.
GDCh-Präsidentin Thisbe K. Lindhorst eröffnete in Anwesenheit von Bundesministerin Johanna Wanka das WiFo. Das Orchester Neue Philharmonie begeisterte die Zuhörer unter anderem mit der "Rhapsodie in Blue". Drei verdienten Mitgliedern der GDCh (Egon Fanghänel, Peter Gölitz und Helga Rübsamen-Schaeff) wurde die höchste Auszeichnung der GDCh, die Ehrenmitgliedschaft verliehen.
Der Höhepunkt des Abends war die Verleihung des Primo-Levi-Preises, der gemeinsam mit der SCI (Società Chimica Italiana) vergeben wurde, an Prof. Roald Hoffmann, Cornell University und Nobelpreispräger für Chemie 1982. Der neu geschaffene Preis erinnert an den italienischen Chemiker und Schriftsteller Primo Levi, der als jüdischer Widerstandskämpfer das KZ Auschwitz überlebt hatte und durch seine schriftstellerische Tätigkeit die Verbindung zwischen Chemie und Gesellschaft intensivierte. Mit diesem Preis ausgezeichnet werden Persönlichkeiten, die sich um die Chemie und chemienahe Wissenschaftsbereiche sowie um die Wahrung der Menschenrechte sowie der Vermittlung zwischen den Kulturen in besonderem Maße verdient gemacht haben.
Roald Hoffmann hielt eine faszinierende Rede, die sich vom Periodensystem der Elemente zur Diversität im Tierreich bis zur weltoffenen Gesellschaft spann und das Publikum in seinen Bann zog. Mit Standing Ovations für ihn endete der offizielle Festakt und setzte zugleich den Beginn der Tagungsaktivitäten, die am Montagmorgen begannen.
Das Programmheft zur Eröffnungsfeier finden Sie hier.
Den Flyer zum Primo-Levi-Preis finden Sie hier
verfügbare Videos:
Hier finden Sie eine Zusammenfassung der Eröffnungsveranstaltung (20 Minuten)
Hier finden Sie den Festvortrag von Roald Hoffmann (49 Minuten)
Hier finden Sie die Ansprache der Präsidentin Thisbe K. Lindhorst (22 Minuten)
Der allererste Programmpunkt des WiFos fand bereits vor der Eröffnungsveranstaltung statt. Vor 150 Jahren hatte August Wilhelm von Hofmann nach dem Vorbild der englischen Chemical Society, der er selbst mehrere Jahre als Präsident vorstand, die älteste Vorgängerinstitution der GDCh, die Deutsche Chemische Gesellschaft in Berlin gegründet. Am Ort der Gründungsveranstaltung wurde in Anwesenheit mehrerer Nachkommen August Wilhelm von Hofmanns eine Gedenktafel enthüllt.
Insgesamt neun Verwandte, darunter mehrere Ur-Urenkel kamen am Mittag nach Berlin-Mitte, zum Platz vor dem Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum in der Geschwister-Scholl-Straße. GDCh-Geschäftsführer Wolfram Koch und Hans v. Heyden, Urenkel von August Wilhelm v. Hofmann enthüllten die Tafel, die auf die Gründung der DChG 1867 in unmittelbarer Nähe dieses Ortes hinweist.
Ein Video der Veranstaltung (5 Minuten) finden Sie auf den Seiten von ChemistryViews
Nach den eindrucksvollen kulturellen Eindrücken der Eröffnungsfeier im Konzerthaus am Gendarmenmarkt startete der Montag mit dem Festsymposium der GDCh-Zeitschrift "Angewandte Chemie" im Henry-Ford-Haus auf dem FU-Campus in Berlin-Dahlem.
Neben den vier Nobelpreisträgern (Jack Szostak, Robert Grubbs, William E. Moerner und Ben Feringa) stachen besonders zwei Vortragende heraus. Kenichiro Itami brachte nicht nur die Produktionsverfahren verschiedener Ausprägungen des „Wundermaterials“ Graphen in seinem Vortrag zur Sprache, sondern auch im Entstehen befindliche Anwendungen wie Leichtbaumaterialen und die Nutzung von Carbon Nanotubes für den sogenannten Space Elevator.
Demgegenüber stand Jürgen Kaube, Herausgeber der FAZ, der das Auditorium bei seinen Ausführungen zum Sinn und Zweck der Wissenschaft (im Allgemeinen und der Chemie im Speziellen) aufhorchen ließ. Seine Aussage „Kein Nicht-Wissenschaftler hat etwas davon, was hier gesprochen wird (wissenschaftlich).“ mochte auf den ersten Blick irritieren und doch deutlich machen, dass Wissenschaft kein Selbstzweck ist, sondern sich umfassend auch in die Gesellschaft einbringen sollte.
Als besonderes Highlight wurde im Rahmen des Symposiums Prof. Dr. Matthias Beller mit dem Karl-Ziegler-Preis der GDCh ausgezeichnet.
Weniger festlich, dafür umso lustiger, ging es beim Schülertag zu. Bei "Meet the Hero" hatten sechs Schulklassen die Möglichkeit, Nobelpreisträger frei von der Leber weg zu befragen. Dabei erhielten sie nicht nur hilfreiche Tipps für ihren eigenen Werdegang, sondern erhielten auch einzigartige Einblicke in das Leben der "Superwissenschaftler".
ChemSlam, einem Science Slam rund um die Chemie, zeigten neun Slammer den rund 300 Schülerinnen und Schülern, dass Chemie nicht nur spannend ist, sondern auch riesigen Spaß macht. Ein umfangreicher Bericht mit Fotos findet sich hier. Die Videos der Slammer sind im YouTube-Kanal Chemie ist... veröffentlicht.
Und auch das „Experimentieren für Kinder und Jugendliche“, das in den Räumlichkeiten des FB Biologie, Biologie und Pharmazie stattfand, war über alle Schulklassen hinweg gut besucht. Vom Herstellen milchsäurebasierter 3D-Filamente (und dem dazugehörigen 3D-Druck) bis hin zu Fluoreszenz bot sich ein vielfältiges Mitmachangebot, das von den jugendlichen Forschern gerne angenommen wurde.
Auf dem Tagesprogramm des dritten WiFo-Tages standen neben der Jobbörse diverse Jahres- und Fachtagungen der unterschiedlichen GDCh-Fachgruppen, darunter auch (etwas entfernt auf dem FU Berlin Hauptcampus) die Jahrestagung der FG Chemieunterricht. Den Fußweg zwischen den einzelnen Konferenzstandorten durch die parkähnlichen Wohnviertel Berlin-Dahlems nebst kleinem Park, nutzten einige Teilnehmer zur Entspannung und Aufladung der eigenen „Batterien“ für die nächsten Vorträge.
Besonderes Highlight war das von der Fachgruppe SEC (Senior Expert Chemists) veranstaltete Event „Faszination Chemie – vom Kometen bis hin zu molekularen Maschinen“, das den Laue-Saal im Harnack-Haus mehr als füllte. Neben einem äußerst kurzweiligen Vortrag zu Vanillin und den „verschlungenen Wegen“ von Gerüchten von Klaus Roth stand mit Uwe Meierhenrich von der Universität Nizza ein Kenner der Rosetta-Mission auf dem Programm. Auch der GDCh-Stand im Foyer des Henry-Ford-Baus wurde rege besucht. Viele Teilnehmer nutzten die Möglichkeit, sich einen eigenen Button zum Anstecken herzustellen.
Am Abend startete die Creavis Lounge von Evonik, die das interessierte Publikum zum Thema Kreativität in der Chemie in den Henry-Ford-Bau zu einer moderierten Podiumsdiskussion zog, die Moderator Matthias Bongart mit den Worten „Es wurde relativ wenig gestritten an dieser Stelle.“ abschloss und die Teilnehmenden in die nachfolgenden Einzel- und Gruppengespräche entließ.
Nebenan im Gebäude der Wirtschaftswissenschaftler startete der "Innovationsmarathon Chemiewende", in dem sieben Teams über Nacht nach neuen Wegen für Wissenschaft, Startups und Industrie suchten.
Video: Eine Zusammenfassung des Innovationsmarathons finden Sie auf YouTube
Auch der Mittwoch hatte noch einige Überraschungen zu bieten. Nochmals begann der Tag mit faszinierenden Plenarvorträgen zum Oberthema „Moleküle bewegen – Zukunft synthetisieren“, die auf den Tag und die Zukunft gleichermaßen einstimmten.
Anschließend fanden in den Räumlichkeiten der Wirtschaftswissenschaften (einen Steinwurf vom Henry-Ford-Bau entfernt) erneut Aktivitäten der Startup-Szene beim WiFo 2017 statt. Der 24-stündige Hackathon Innovationsmarathon Chemiewende zu Startup-Ideen im Bereich Chemie mit Mentoren aus Wirtschaft, Venture-Capital und internationalen Entrepreneuren ging in die Endphase. Gegen 12 Uhr zeigten die sieben Team in jeweils 3-minütigen Elevatorpitches, welche Chancen sich für Chemiker auch außerhalb des Labors ergeben. Die Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries ließ es sich nicht nehmen, den mit 5.000 € dotierten an das Gewinnerteam „Startups“ zu übergeben. Ein voller Erfolg, denn trotz des neuen Formats war der Hörsaal 101 gut gefüllt.
Alle Pitches und Videopräsentationen der Teams sind online verfügbar unter www.innovationsmarathon.de. Eine Zusammenfassung des Innovationsmarathons finden Sie auf YouTube
In den Räumlichkeiten der Chemie an der Takustraße stand den kompletten Tag der Chemieunterricht im Mittelpunkt vielfältiger Experimental- und Diskussionsvorträge. Leben ist Chemie! Grund genug, mit der Vermittlung des Wissens schon früh zu beginnen.
In der GDCh-Mitgliederversammlung erfuhren die Teilnehmer, dass Dr. Matthias Urmann, Sanofi-Aventis Deutschland, GDCh-Präsident für die Jahre 2018 und 2019 sein wird. Er war in der (nicht öffentlichen) Vorstandssitzung am Dienstag gewählt worden.
Am Stand von GDCh und Wiley-VCH wurde das Jubiläumsbuch "Unendliche Weiten" präsentiert und mit einem Empfang gefeiert. Neben Forbildungsvorträgen, Postersessions und Innovationsforen gab es bei den Jahrestagungen der einzelnen Fachgruppen eine Menge Neues zu erfahren, bevor Aufbruchsstimmung aufkam.
"Experiment Zukunft - Wertedenken in der Chemie" hieß zum Abschluss des GDCh-Wissenschaftsforums das Thema des experimentellen Symposiums im Spreespeicher in Berlin.
Wie können die Ergebnisse chemischer Forschung, Entwicklung und das Know-how der Chemie-Experten so in die Gesellschaft hineingetragen werden, dass sie bei der Bewältigung der weltweiten Herausforderungen helfen können? Das war die Frage, der sich die Anwesenden stellten. Moderiert von der Fernsehjournalistin und Moderatorin Ines Arland hörten die Teilnehmer am Vormittag acht Impulsvorträge zu vier Themenpaaren, vorgetragen von hochrangigen Impulsrednern.
Edwin Mmutlane aus Johannesburg/Südafrika und Gisela Lück von der Uni Bielefeld hatten den Aspekt Bildung im Fokus und sprachen über "Arm und Reich". Jonathan Forman von der Organisation für das Verbot chemischer Waffen und Leonard Möckl von der Standford University nahmen sich unter dem Stichwort "Krieg und Frieden" ethischer Fragen an, wobei sie den Bogen von chemischen Kriesgswaffen zu ethischen Fragen spannten. So betonte Möckl die Verantwortung der Wissenschaftler, die sich bei der Auswahl ihres Forschungsgebietes nicht einfach von wissenschaftlicher Neugier leiten lassen dürften.
Über die Pharmaforschung im Block "Leben und Tod" sprachen Merck-CEO Stefan Oschmann und AiCuris Gründerin Helga Rübsamen-Schaeff. Sie thematisierten die Herausforerungen der pharmazeutischen Firmen in Deutschland, aber auch die großen Erfolge der Pharmazie. So betonte Oschman, dass trotz aller Probleme die Steigerung von Lebenserwartung und Senkung von Mütter- und Kindersterblichkeit in Afrika in den letzten Jahren enorm ist. Dennoch bleibt noch viel zu tun. "Es darf keinen Unterschied machen, ob ein Mensch in Europa oder in Afrika an Krebs erkrankt", betonte er und verwies auf Vorsorgeuntersuchungen, Krankenversicherung und Therapien, die in Europa, jedoch nur eingeschränkt oder gar nicht in afrikanischen Ländern zur Verfügung stehen.
Etwas kontroverser ging es im letzen Themenblock des Vormittags zu. Um die Beiträge der Chemie zur Landwirtschaft ging es in "Satt und Hungrig". Martin Brudermüller von der BASF forderte "mehr Hunger nach Innovation" und bedauerte, dass in Europa eher die Risiken anstelle die Chancen neuer Technologien gesehen werden. Angelika Hilbeck von der ETH Zürich wies auf den Ressourcenverbrauch der Industrieländer hin. "Wir produzieren viele Kalorien, aber ernähren nicht die Welt."
Nach der Mittagspause diskutierten die Teilnehmer in vier Workshops in den Formaten "Brainstorming", "World Cafe", "Fishbowl" und "Unterhaus-Dehatte" die vier Themengebiete, bevor das Plenum wieder zusammenkam. Zum Abschluss wurden die Ergebnisse der Worshops in kurzen Referaten vorgetragen. "Ich war begeistert, wieviel Know-how unter den Teilnehmern existiert," sagte Stefan Oschmann im Schlusswort. "Die Chemiker und die GDCh können viel zur öffentlichen Diskussion beitragen." Auch GDCh-Präsidentin Thisbe K. Lindhorst betonte in ihrem Schlusswort: "Wir müssen uns für die Zukunft engagieren."
From many Chemical Societies all over the world gifts were presented to us. The GDCh says thank you for donors and donations. These gifts will always remind us of a great anniversary celebration. Without our many guests from all over the world it would not have become such a splendid event.
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Texte: Ralf Lippold, Maren Mielck, Karin J. Schmitz
Zum GDCh-Youtube-Kanal "Chemie ist..."
zuletzt geändert am: 07.10.2022 12:16 Uhr von K.J.Schmitz