Ein Berufsleben ist lang und nur die Wenigsten möchten Ihr Leben lang das immer Gleiche machen. Glücklicherweise gibt es sowohl für Chemiker:innen als auch für Chemikant:innen, Laborant:innen und CTAs eine Vielzahl von Fort- und Weiterbildungen. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit finden Sie hier eine Übersicht der Angebote und Finanzierungsmöglichkeiten.
Da der zeitliche und finanzielle Aufwand für eine Weiterbildung oft beträchtlich sind, sollte sich jeder Weiterbildungswillige vorher überlegen, was er genau mit der Weiterbildung erreichen will und ob er die Zeit dafür neben dem Beruf aufbringen kann und möchte.
Master of Business Administration
Der MBA ist ein postgraduales Studium, das betriebswirtschaftliche Kenntnisse vermitteln und auf Führungsaufgaben im Management vorbereiten soll. Voraussetzung für ein MBA-Studium ist in der Regel ein abgeschlossenes Studium. Ein MBA-Studium kann sowohl in Teil- als auch in Vollzeit absolviert werden. Interessierte sollten sich im Voraus sehr gut über die vielen verschiedenen Programme informieren und abwägen, ob der MBA der geplanten Karriere wirklich weiterhilft.
Patentwesen
Im Patentwesen sind wissenschaftliche und juristische Kenntnisse gleichermaßen gefordert. Die mehrjährige Ausbildung zum:r Patentanwalt:in ist gesetzlich geregelt und umfasst unter anderem die Tätigkeit in einer Patentanwaltskanzlei, ein Studium an der Fernuniversität Hagen und eine Ausbildung beim Patentamt und beim Bundespatentgericht. Sie wird mit einer Prüfung abgeschlossen.
www.vpp-patent.de
www.vpp-patent.de/ausbildung/downloads-service/
www.gdch.de/berufsbilder, S. 56
Qualitätssicherung / Qualitätsmanagement
Die Sicherung der Qualität von Produkten und Prozessen ist eine Kernaufgabe eines Chemieunternehmens. Die Deutsche Gesellschaft für Qualität (DGQ), die Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes und weitere Anbieter bieten eine Vielzahl von modularen Trainings, Lehrgängen oder Zertifikats- und berufsbegleitenden Studiengänge in den Bereichen Qualitätsmanagement und -Sicherung an. Auch die GDCh bietet mit dem Fachprogramm "Geprüfter Qualitätsexperte GxP" eine Zusatzausbildung im Bereich Qualitätssicherung an.
www.gdch.de/fachprogramme
www.dgq.de/weiterbildung-Themen
www.htwsaar.de
Klinische Chemie
Die klinische Chemie beschäftigt sich mit der Analyse von physiologischen Vorgängen im Körper. Für Chemiker:innen ist über die Deutsche Vereinte Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin e.V. (DGKI) eine Weiterbildung zum Klinischen Chemiker möglich. Die Ausbildung dauert fünf Jahre. Davon müssen mindestens vier Jahre in einem der Krankenversorgung dienenden klinisch-chemischen Laboratorium abgeleistet werden.
Toxikologie
Naturwissenschaftler:innen mit abgeschlossener Ausbildung können auf verschiedene Weise Qualifikationen im Fach Toxikologie erwerben. Die Gesellschaft für Toxikologie (GT), die Universität Leipzig und auch SafeSciMET bieten verschiedene Zertifikate oder Studiengänge zur Weiterbildung als Toxikologe an. Für Bachelorabsolvent:innen kommt auch ein Masterstudiengang Toxikologie in Frage, der an verschiedenen deutschen Hochschulen angeboten wird.
www.toxikologie.de/weiterbildung.html
www.safescimet.eu
Ökotoxikologie
Die Ökotoxikologie beschäftigt sich mit der Wirkung von Stoffen auf die Umwelt. Die GDCh-Fachgruppe Umweltchemie und Ökotoxikologie und die SETAC-GLB bieten gemeinsam das Postgradual-Studium Fachökotoxikologie mit Abschluss "Fachökotoxikologe (GDCh/SETAC-GLB)" an.
Wirtschaftschemie
Insbesondere für Chemiker:innen in der Industrie ist das Verständnis betriebswirtschaftlicher Zusammenhänge von Vorteil. Neben diversen Fortbildungskursen gibt es an einigen Hochschulen den Studiengang Wirtschaftschemie. Auch die GDCh bietet eine Weiterbildung zum:r Wirtschaftschemiker:in an.
Weitere Informationen zu den aufgezählten Weiterbildungen finden Sie auch in der GDCh-Broschüre Berufseinstieg in der Chemie
Chemietechniker:in (staatl. geprüfte:r Techniker:in; Fachrichtung Chemietechnik)
Diese Weiterbildung wird an Fachschulen angeboten und dauert zwei bzw. bei berufsbegleitender Ausbildung vier Jahre. Neben Chemietechnik gibt es auch andere Spezialisierungen, etwa Produktionstechnik. Voraussetzung für diese Weiterbildungen ist in der Regel eine abgeschlossene Ausbildung als Laborant:in, Chemikant:in oder CTA. Die Ausbildung schließt mit einer staatlichen Prüfung ab.
www.vdc-cta.de/chemietechniker.html
www.techniker-forum.de/technikerschulen
Labortechniker (IHK)
Die Weiterbildung zum:r Labortechniker:in wird in einigen Regionen Deutschlands angeboten und wird in der Regel von der dortigen Industrie- und Handelskammer in Kooperation mit einem ortsansässigen Unternehmen durchgeführt. Diese Weiterbildung ist in erster Linie für Mitarbeiter:innen der kooperierenden Unternehmen interessant, weil die Weiterbildung für Aufgaben speziell in diesen Unternehmen qualifiziert.
Industriemeister:in Chemie
Industriemeister:innen Chemie sind neben der chemischen Industrie in allen produzierenden Branchen tätig. Dort arbeiten Sie in der Produktion und sind in die Ausbildung junger Kolleg:innen involviert. Die Weiterbildung wird sowohl von der IHK als auch Bildungsträgern, teilweise auch von den Unternehmen selbst durchgeführt. Die Prüfung wird immer vor der IHK abgelegt. Die Weiterbildung ist Vollzeit oder berufsbegleitend möglich.
www.berufenet.arbeitsagentur.de (Berufsbezeichnung "Industriemeister Chemie")
Suchmaschine für Bildungsträger: www.meisterschulen.de
Informationen zum Berufsbild: http://www.industriemeister.info/chemie
Fachhochschulreife oder allgemeine Hochschulreife
Bei einigen Chemieschulen erwerben die Schüler:innen gleichzeitig zur CTA-Ausbildung auch die Fachhochschul- oder die allgemeine Hochschulreife. Manchmal wird sie auch als einjährige Zusatzausbildung im Anschluss angeboten.
Für diejenigen, die diese Möglichkeit nicht genutzt haben, gibt es auch nach der Ausbildung parallel zur Fortbildung die Möglichkeit die Fachhochschulreife zu erwerben.
Mit der Fachhochschulreife oder der allgemeinen Hochschulreife kann man an einer Fachhochschule oder Universität studieren. Informationen zum Studium an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) finden Sie auf der Webseite "Chemie studieren".
Technischer Betriebswirt
Wer bereits erfolgreich eine Weiterbildung zum:r Industriemeister:in absolviert und Berufspraxis erworben hat, kann sich zum technischen Betriebswirt fortbilden und somit Führungsaufgaben übernehmen. Schwerpunkte der Weiterbildung sind betriebswirtschaftlicher Art. Die Ausbildung und Prüfung sind bundesweit nicht einheitlich geregelt und wird von Fachschulen IHKs und Bildungseinrichtungen angeboten. Häufig wird der technische Betriebswirt auch als "Master Professional (CCI)" bezeichnet (nicht zu verwechseln mit dem Masterabschluss von Hochschulen).
www.berufenet.arbeitsagentur.de (Berufsbezeichnung "technischer Betriebswirt")
www.betriebswirt.info/Weiterbildung
Weitere Informationen zu Weiterbildungen in der Chemie: www.berufskompass-chemie.de
Duales Studium
Ausbildungsintegrierter Dualer Studiengang: Neben dem IHK-Ausbildungsberuf wird gleichzeitig ein Hochschulabschluss erworben.
Praxisintegrierter Dualer Studiengang: Das Studium beinhaltet längere Praxisphasen im Unternehmen, ohne dass ein Ausbildungsberuf erworben wird. Voraussetzung ist jeweils die Fach- oder Allgemeine Hochschulreife.
Ein Duales Studium kann auch nach einer betrieblichen oder schulischen Ausbildung aufgenommen werden. Hier wird zwischen einem berufsintegrierten und dem berufsbegleitenden Dualen Studium unterschieden.
www.gdch.de/Studium
www.studieren-ohne-abitur.de
www.elementare-vielfalt.de/duales-studium.html
www.hochschulkompass.de/studium/suche/dual-studieren.html
www.hochschulkompass.de/studium/suche/berufsbegleitend-studieren.html
www.ausbildungplus.de
www.duales-studium.de
www.wegweiser-duales-studium.de
Weitere Informationen zu den hier vorgestellten Weiterbildungen finden Sie auch in der GDCh-Broschüre Berufsperspektiven in der Chemie
Auch wenn Weiterbildung sich lohnt, ist sie teuer. Für viele Weiterbildungen kann man aber Zuschüsse bekommen. Daher ist es sinnvoll sich vorab über Förderungsmöglichkeiten zu informieren:
Aufstiegsstipendium für Berufserfahrene
Das Aufstiegsstipendium ist eine Studienförderung des Bundes und richtet sich an Fachkräfte mit einer beruflichen Ausbildung und mindestens zwei Jahren Berufspraxis. Die Bewerbung ist schon vor Beginn eines Studiums und bis zum Ende des zweiten Studiensemesters möglich.
Chemielaborant:innen, CTAs und Chemikant:innen, die sich weiterbilden möchten, können auch Leistungen des Aufstiegs-Bafögs bei der Finanzierung helfen. Das Aufstiegs-Bafög erhält man für berufliche Aufstiegsfortbildungen, zum Beispiel zum:r Chemietechniker:in.
Mit dem Bildungsgutschein fördert die Bundesagentur für Arbeit die berufliche Weiterbildung von Arbeitslosen, Beschäftigten und Berufsrückkehrern. Der Gutschein wird ausgestellt, wenn die zuständige Agentur für Arbeit eine Weiterbildung für notwendig hält.
Das Stipendienprogramm richtet sich an junge Arbeitnehmer, Selbstständige und Studienanfänger mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung, die seit ihrem Berufsabschluss mindestens zwei Jahre mindestens 19 Stunden in der Woche berufstätig waren. Das Stipendium gibt es für fachbezogene berufliche Weiterbildungen. Gefördert werden aber auch fachübergreifende Qualifikationen wie Sprach- oder Software-Kurse. Auch ein berufsbegleitendes Studium ist förderfähig.
In vielen Bundesländern gibt es spezielle Förderprogramme für Weiterbildungen. Wer vom Land finanziell unterstützt werden möchte, muss dort wohnen oder arbeiten.
Brandenburg: | Berufliche Weiterbildung |
Hamburg: | Weiterbildungsbonus |
Nordrhein-Westfalen: | Bildungsscheck |
Rheinland-Pfalz: | QualiScheck |
Sachsen: | Weiterbildungsscheck betrieblich |
Sachsen-Anhalt | Weiterbildung direkt |
Schleswig-Holstein: | Weiterbildungsbonus |
Thüringen: | Weiterbildungsscheck |
Bremen: | Weiterbildungsscheck |
Weil nicht nur Arbeitnehmer:innen, sondern oft auch der/die Arbeitgeber:in von einer beruflichen Weiterbildung profitert, unterstützen viele Arbeitgeber:innen derlei Vorhaben individuell oder durch das Genehmigen von Bildungsurlaub. Hier lohnt es sich also den/die Arbeitgeber:in beispielsweise nach einer Übernahme von den (Teil-)kosten oder einer Finanzierung zu fragen. Auch auf andere Weise kann der/die weiterbildungswillige Mitarbeiter:in unterstützt werden, zum Beispiel durch flexible Arbeitszeiten oder auch durch Freistellung von der Arbeit in Prüfungsphasen.
Aber Achtung: Nicht immer ist der/die Arbeitgeber:in von der geplanten Weiterbildung begeistert, denn sie kostet den Arbeitnehmer Zeit und Kraft, die im Arbeitsalltag fehlt. Erklären Sie Ihrem:r Chef:in, was Sie zu dieser Fortbildung motiviert und wie auch sein Unternehmen davon profitieren kann.
In der Mehrheit der Bundesländer (www.iwwb.de/links/bildungsurlaub) stehen Arbeitnehmer:innen bis zu 5 Tage Bildungsurlaub frei, zu denen ihn der Arbeitgeber bezahlt freistellen muss. Die Kosten für den Kurs selbst muss der/die Arbeitnehmer:in tragen. Voraussetzung für einen Bildungsurlaub ist, dass es sich um eine berufliche oder auch politische Weiterbildung handelt.
Wer Angst vor den hohen Kosten hat, weil er die Weiterbildung auf eigene Kosten bucht, sollte unbedingt eine Steuererklärung abgeben. Wenn die beruflichen Interessen im Vordergrund stehen, lassen sich bei vielen Kursen, unter anderem Lehrgängen oder auch Studien- und Sprachreisen, Steuern sparen. Auch Reisekosten werden hier anerkannt. Arbeitnehmer:innen sichern sich den Steuervorteil, in dem sie die Bildungskosten in die Anlage N ihrer Steuererklärung eintragen. Für Selbstständige stellt die Weiterbildung Betriebsausgaben dar, hierfür gelten andere Regeln.
Weiterführende Informationen zu den hier dargestellten Finanzierungsmöglichkeiten gibt es in einem Special der Stiftung Warentest.
Zum umfangreichen Fortbildungsangebot der GDCh geht's hier.
zuletzt geändert am: 23.10.2015 15:11 Uhr von K.J.Schmitz